Manchmal braucht es nicht viel, Erdbeeren reichen völlig aus

Es gibt Momente, die uns unerwartet berühren und uns daran erinnern, wie schön und einfach das Leben doch sein kann. Die Felder erstrecken sich in der morgendlichen Sonne, als wollten sie die Ewigkeit umarmen. Und inmitten dieses sommerlichen Versprechens liegt ein Erdbeerfeld, wie ein lebendiges Meer aus grünem, glitzerndem Blattwerk und roter Frucht. „Jede Erdbeere ist ein kleines, pulsierendes Wunder der Natur, in ihrem Sein vollkommen und doch vergänglich. Wenn man sich niederbeugt und eine Frucht pflückt, ist es, als greife man nach der Süße des Lebens“, schwärmt Martin Krebs, der seit Jahren den Betrieb führt und den Bereich des Direktverkaufs im Self-Pick Schiffenen revolutioniert. Er bietet jedem Besucher eine völlig neue Erfahrung, indem er Entdeckung, Entspannung, Geselligkeit und Reflexion verbindet. „Ich lasse mich immer von aktuellen Ereignissen inspirieren.“

Hier darf das Herz leicht sein, die Zeit langsamer fließen und der Lärm der Welt bereits mit dem ersten Schritt in den Hintergrund treten. Ein Ort der Besinnung? „Manchmal braucht es nicht viel, Erdbeeren reichen völlig aus.“ Er lächelt verschmitzt.

Das Anbauen von Erdbeeren ist mehr als nur eine Aktivität – es ist eine Übung in Geduld und Achtsamkeit. „Du lernst, genau hinzuschauen, den richtigen Moment abzuwarten und bewusst zu handeln. Diese Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein, ist etwas, das wir oft vergessen, aber es ist der Schlüssel zu einem erfüllten und glücklichen Leben.“

Eine der grössten Hürden sind die unvorhersehbaren Wetterbedingungen. Aber auch sonst überstand das Konzept viele Herausforderungen. „Logistische Probleme sind eine ständige Herausforderung“, fährt Krebs fort. „Von der Organisation der Besucherströme bis hin zur Pflege der Felder und der Vermarktung der Erdbeeren – es gibt immer etwas, das verbessert werden darf.“ Hinzu kommen wirtschaftliche Unsicherheiten, die den Betrieb gefährden können. „Schwankende Marktpreise und die steigenden Betriebskosten setzen uns immer wieder unter Druck. Aber die Unterstützung der Gemeinschaft und der Glaube an das, was wir hier tun, haben uns auch durch schwere Zeiten getragen.“ 

Trotz der morgendlichen Stunde streifen bereits mehrere Menschen durch die Stauden auf der Suche nach der perfekten Beere. Wenn Krebs Blick ihnen folgt, spürt man dieses Gefühl der Verbindung und Wertschätzung. Wir werden immer wieder unterbrochen. Eines ist schnell klar: Der Mann liebt seine Besucher genauso wie seine Beeren. Es wird von unscheinbaren Begegnungen und großen Momenten erzählt. So wie Maria, die jedes Jahr mit ihren Enkelkindern zum Erdbeerpflücken geht, ein Ritual, das ihre Familie zusammenbringt. Heute ist sie aber ausnahmsweise mal allein unterwegs.

„Und weißt du was? Erdbeeren sind die perfekte Metapher für das Leben. Sie sind süß, manchmal auch ein bisschen sauer, sie wachsen und gedeihen, genau wie wir. Manchmal müssen wir uns bücken und ein bisschen Mühe investieren, um die süßen Früchte zu ernten, aber genau das macht das Leben aus.“ In der Distanz lächelt Maria, während sie eine letzte Erdbeere in ihren Korb legt und sich auf den Weg zur Kasse macht.

Manchmal braucht es eben nicht viel, Erdbeeren reichen völlig aus.