Wie Kürbisse Brücken schlagen: Ein Plädoyer für die Vielfalt

Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen, als Luca mit schnellen Schritten über den Kiesweg zum Haus seiner Großeltern lief. In seinen Händen hielt er ein Buch, das er stolz an seine Brust drückte. Als er die Haustür aufstieß, fand er Annemarie in einem alten Ohrensessel vor dem Fenster sitzend.

„Großmami, weißt du eigentlich, wie viele Kürbissorten es gibt?“, platzte es aus ihm heraus, noch bevor er richtig im Raum stand. Seine Großmutter schaute auf, und ein sanftes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Da bin ich aber gespannt. Wie viele denn?“

„Über 800!“, verkündete Luca mit leuchtenden Augen. „Und wusstest du, dass der größte Kürbis der Welt über 1000 Kilogramm wiegt? Das ist fast so viel wie Papas Auto!“

Annemarie lachte. „Da hat aber jemand gut aufgepasst“, sagte sie, während sie ihren Enkel zu sich winkte. „Setz dich doch. Deine Geschichten über Kürbisse erinnern mich an früher.“

Luca kletterte auf den Sessel. „Erzählst du mir davon?“

Sie nickte und begann zu erzählen: „Damals, Anfang der Neunziger, war das Interesse an Kürbissen gerade im Aufschwung. Es gab immer mehr Sorten, die wir auf unserem Hof angebaut haben. Zierkürbisse wurden plötzlich beliebt, und gleichzeitig entdeckten die Menschen, wie vielseitig Kürbisse als Nahrungsmittel sein können. Weißt du, dass Kürbisse Brücken schlagen?“

Der Junge sah sie mit großen Augen an. „Sie schlagen eine Brücke vom Sommer in den Winter. Im Mittelalter nannte man sie Pepo, was so viel wie ‚reif‘ oder ‚gekocht‘ bedeutete.“

„Pepo“, wiederholte Luca. „Kann man alles vom Kürbis essen?“

„Fast alles“, bestätigte Annemarie. „Das Fruchtfleisch, die Blüten, die Kerne – alles kann verwendet werden. Ich mache heute noch Konfitüre daraus, aber auch Risotto ist köstlich, oder Pasta. Ich liebe es, Kürbiskuchen oder sogar Kürbiseis daraus zu machen. Kürbisse lassen sich wunderbar lagern. Ich erinnere mich, wie sie im Treppenhaus standen, weil es dort luftig und kühl war. So bleiben Kürbisse monatelang frisch. Wir sahen sie jeden Tag und verpassten nie den Moment, sie zu essen.“

„Und Kürbisse sind auch gesund, sagt Mami immer.“

„Sie bestehen zu 90 % aus Wasser. Aber sie haben viel Beta-Carotin, wie Karotten oder Spinat. Und das ist gut für die Augen und die Haut!“

„Essen Hasen auch Kürbis?“

„Steht das nicht in deinem Buch?“ Luca schüttelte den Kopf.

„Weißt du, Luca“, sagte Großmutter nach einer Weile, „es gibt einen ganz speziellen Ort hier im Sensebezirk, an dem man die einzigartige Vielfalt der Kürbisse entdecken kann – egal, ob du eher große oder kleine, orange, grüne oder gestreifte magst. Die haben so viele Sorten, da wird einem fast schwindelig.“

„Gibt es dort auch Hasen?“, fragte Luca aufgeregt.

„Eher nicht“, antwortete sie mit einem Lächeln. „Aber vielleicht findest du ja dort deinen Lieblingskürbis.“

Luca strahlte über das ganze Gesicht. Die Vorstellung, seinen eigenen Kürbis auszusuchen, ließ sein Herz höher schlagen.