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"Wir müssen uns immer fragen, was der Gast will"

Das Co-Geschäftsleitungsduo von Schwarzsee Tourismus, Rolf Müller und Mélanie Biehl, ist seit 100 Tagen im Amt. Eine erste Bilanz.

Mélanie Biehl und Rolf Müller wollen ihr Netzwerk im Sensebezirk ausbauen. © Frapp

Rolf Müller ist seit dem 1. April Geschäftsführer des Tourismusbüros Schwarzsee, Mélanie Biehl ist die stellvertretende Geschäftsführerin. In den ersten 100 Tagen ging es bei ihnen vor allem darum, Abläufe, Örtlichkeiten und laufende Projekte kennenzulernen. Im Gespräch ziehen sie eine gute Bilanz und erzählen von kommenden Angeboten, etwa einem neuen Wanderweg entlang der Sense.

Wie haben Sie die ersten drei Monate erlebt?

Mélanie Biehl: Sie waren sehr reich. Wir haben sehr viele Leute kennengelernt. Wir sind immer noch am Einarbeiten. Alles in allem sehr positiv und spannend. Es läuft einiges.

Wie lief der Übergabe von den Vorgängern?

Rolf Müller: Es lief sehr strukturiert. Wir durften ein sehr angenehmes Erbe antreten, mit sehr viel Aktivitäten und einem Fahrplan, bei dem man darauf sein muss, um das Tempo halten zu können. Sehr wichtig war für uns die Vernetzung, die Leuten kennenzulernen und zu erfahren haben, wer einem bei welchem Thema hilft und wo man bei Bedarf anklopfen kann.

Sie sind erfahrene Touristiker, kommen aber nicht aus der Gegend. Wie ist Ihr Blick von aussen auf die Tourismusregion?

Rolf Müller: Ich habe vor meinem Amtsantritt gewusst, wo der Schwarzsee ist, da ich früher als Wanderer in der Gegend war. Ich erinnere mich an die Vorstellungsrunde. Das Beeindruckende war damals der Blick auf dieses Kleinod. Ich hatte den Eindruck, ein wenig eine Suisse Miniature vor mir zu haben, ein wenig Berge, ein wenig See, es hat nichts in extremer Form, aber es hat von allem etwas. Für mich als Seeländer geht es jetzt darum, die geografischen Gegebenheiten besser kennenzulernen. Noch kenne ich nicht jede Alp und jeden Hügel.

Mélanie Biehl: Auch ich bin noch daran, das Gebiet besser kennenzulernen. Ich wohne schon seit längerem im Kanton Freiburg und kannte den Schwarzsee bereits als Privatperson. Es ist sehr schön, jetzt auch in dieser schönen Gegend arbeiten zu dürfen.

Wie schätzen Sie das Entwicklungspotenzial dieser Tourismusregion ein?

Mélanie Biehl: Sicher kann man es noch weiter entwickeln. Man hat aber jetzt schon tolle Produkte wie etwa den Hexenweg oder gute Angebote wie den Funpark in Bösingen. Mit der Highlightkarte haben wir den ersten Schritt gemacht, die "Points of Interests" vorzustellen. Das können wir noch ausbauen.

Rolf Müller: Die Highlightkarte ist ein Fundament, auf dem wir aufbauen können. Der gesamte Bezirk hat etwas zu bieten, mit dem Schwarzsee als Leuchtturm. Wir müssen jetzt versuchen, die Partner untereinander und dann auch auf kantonaler und nationaler Ebene die Tourismus- und Freizeit-Angebote zu vernetzen. Mir ist wichtig, dass wir nicht nur vom Tourist sprechen, sondern den ganzen Freizeitbereich einbeziehen. Wir wollen allen Gästen und der ganzen Bevölkerung bewusst machen, was sie zu Hause beziehungsweise in der Nähe haben, zum Beispiel im Bereich Wandern und Biken.

Melanie Biehl, Sie sind involviert in das Projekt "Bike Schwarzsee", das zum Ziel hat, das Bikenetz Schwarzsee-Senseland mit jenem des Kantons zu koordinieren. Wie tut sich da?

Wir haben nun das Infrastrukturprojekt lanciert. Das heisst, wir gehen auf die Dienstleistungsträger und Landbesitzer zu, um Weideübergänge und Bikeständer anbieten zu können.

Rolf Müller, auch in Sachen Wanderwege gibt es ein aktuelles Projekt?

Ja, ich habe einen dicken Ordner in die Hand gedrückt bekommen. Es geht um einen Wanderweg entlang der Sense, von der Quelle bis zur Mündung. Da ist schon sehr viel Vorarbeit geleistet worden. Ich denke, dass wir den Weg, der vorwiegend am Wasser entlang führt, spätestens 2025 umsetzen können. Es ist ein hervorragendes Projekt, bei dem Wandern beispielsweise mit Einkehren und Übernachten kombiniert werden können.

Sie sind nicht von der Region, wie weit ist das ein Vorteil für Ihre Arbeit?

Rolf Müller: Ich empfinde es als Vorteil, auch wenn man nicht alle örtlichen Gegebenheiten kennt. Man geht neutral an die Dinge heran und darf auch mal gewisse Dinge hinterfragen und einen Vergleich mit der Handhabung anderswo ziehen. Man hat keine Abhängigkeiten. Das ist ein guter Ansatz, um Projekte weiterzutreiben. Es eröffnet zudem die Möglichkeit, alt Bewährtes fortzusetzen, zu stabilisieren und weiter aufbauen, aber auch alte Zöpfe, die nicht mehr Sinn ergeben, abzuschneiden.

Was sind die Herausforderungen der nächsten Jahre?

Mélanie Biehl: Dazu gehört sicher die Leistungsvereinbarung mit dem Sensebezirk. Wir sind der Meinung, dass wir das gut meistern können. Wir haben bereits viele positive Reaktionen erhalten und werden auch seitens des Mehrzweckverbandes gut unterstützt.

Wo liegen für Sie die Schwerpunkte?

Rolf Müller: Es geht darum, dass wir weitere Produkte und buchbare Angebote schaffen. Die Hauptherausforderung ist es, die Balance zu finden. Wir wollen die lokalen Erwartungen aufnehmen, ohne die flächendeckende Helikoptersicht und die Bedürfnisse des Gastes aus den Augen zu verlieren. Den Gast interessiert es meistens nicht, wo die Gemeindegrenzen durchgehen und was zu welcher Ortschaft gehört. Er will eine Dienstleistung und ein gutes Angebot. Wir müssen uns immer fragen, was der Kunde will und was ist aus seiner Sicht ein gutes Erlebnis. Das müssen wir konsequent umsetzen. Eine der Stärken dieses Bezirks ist es, dass wir zu fairen Preisen ein gutes Angebot machen können, zum Beispiel für Familien.

Wie wollen sie die Zahl der Übernachtungen steigern?

Mélanie Biehl: Der Hintergedanke mit den neuen Angeboten im Sensebezirk ist schon, dass der Gast länger bleibt. Wenn wir etwas bieten können, was ihn und seine Familie veranlasst, eine Woche oder länger in der Region zu verbringen, haben wir unser Ziel erreicht.

An manchen Tagen wird der Schwarzsee überrannt, die Parkplätze werden knapp und um den See gibt es eine Völkerwanderung. Besteht hier Handlungsbedarf?

Rolf Müller: Das Problem besteht tatsächlich. Es konzentriert sich aber auf einige wenige Tage, deshalb darf man es nicht verschreien. Dem gegenüber gibt es tote Zeiten, in denen wir uns mehr Aktivitäten und Übernachtungen wünschen, etwa im November. Für die Spitzenzeiten muss man sich Gedanken über eine klare Kommunikation machen. Dass den Leuten beispielsweise signalisiert wird, dass alle Parkplätze belegt sind und es sich nicht lohnt, von weit her an den Schwarzsee anzureisen. Wir könnten sogar gewisse Anreize schaffen, dass sie sich bewusst entscheiden, nicht am Wochenende zu kommen. Overtourismus ist ein Unwort, ich bin nicht Fan davon. Das ist nicht das grosse Problem unserer Region.

Wie finden Sie es, als Duo zu agieren?

Mélanie Biehl: Das ist super. Ich schätze es sehr. Wir können uns gut abstimmen und es macht Spass. Es ist für alle, für Dienstleistungsträger, das Team und die Region gut, dass sie zwei Ansprechpersonen haben. Ich bin froh, mal mit Rolf Rücksprache nehmen zu können. Wir unterstützen und ergänzen einander.

Sie bekamen an der Generalversammlung Ovomaltine, damit Sie nach all den Wechseln länger bleiben. Was stimmt Sie positiv, länger durchzuhalten?

Rolf Müller: Ich war mir sehr bewusst, wofür ich mich beworben habe und was auf mich zukommt, zum Beispiel die hohe Präsenz bei Anlässen und die vielen Sitzungen am Abend. Ich habe vom familiären Hintergrund die Möglichkeit, in Randzeiten arbeiten zu können. Ich habe bisher noch nie einen 8-bis-17.00-Uhr-Job gehabt. Mir war bewusst, dass es punktuell eine hohe Belastung sein kann. Aber es gibt auch Zeiten, wo es ruhiger läuft. Deshalb denke ich, dass die Belastung tragbar ist.

Melanie Biehl: Mit Rolf und dem restlichen Team im Rücken, blicke ich der Herausforderung sehr positiv entgegen. Ja, es ist eine grosse Aufgabe, aber ich bin sehr motiviert und es macht Spass und ist auch sehr spannend.

Dies ist eine Zusammenarbeit von RadioFR/Frapp und FN.

RadioFr. - Fabian Aebischer / / Freiburger Nachrichten Imelda Ruffieux
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