Der professionelle Töffli-Bueb
Der Bösinger Manuel Schaller hat seine Passion zum Beruf gemacht und arbeitet heute für ein Unternehmen, das Ersatzteile für Mofa-Marken vertreibt.
Sackgeldverdunsterli, Pubertätsbeschleuniger oder -helikopter, Hobel, Töffli – Nur einige der vielen Kosenamen für das motorisierte Fahrrad, kurz Mofa, mit welchem viele in jüngeren Jahren durch die Dörfer zur Schule bretterten oder via Feld- und Flurwege die Provinz erkundet haben. Das zweiräderige Gefährt ist nicht zuletzt wegen dieser Konnotation mit der eigenen Jugendzeit mehr als ein billiges Transportmittel.
Das war die erste Freiheit
"Ich habe einfach mal angefangen, Töffli zu fahren, weil man es gebraucht hat. Ein Sommerjob, ins Nachbardorf fahren, nicht auf den Bus angewiesen sein oder den elterlichen Fahrdienst. Das war die erste Freiheit", erinnert sich Manuel Schaller. Töfflifahren und das Schrauben am Gefährt entwickelte sich nach dem Erwerb des Autopermis zu einem liebgewonnenen Zeitvertreib des Bösingers, der heute diese Passion zum Beruf gemacht hat.
Töffli-Freundschaften
Zuerst zog es Manuel Schaller aber im Rahmen seiner Ausbildung zum Multimedia-Designer ins österreichische Salzburg, wo er bei Red Bull ein Praktikum absolvierte. Die zu dieser Zeit geschlossenen Freundschaften vermittelten ihm später eine feste Stelle in einem anderen Unternehmen in Salzburg, wo Schaller noch heute lebt.
Das Töffliherz pochte auch während dieser Zeit in der Brust des Bösingers. So stiess er durch einen Arbeitskollegen zum Salzburger Mofaclub "2-Takt Dichter". Die mit Jeanskutten behangene Töffli-Gang entsprach seinem Schrauberbedürfnis und seinem joie de rire. "Primär besteht das Club-Leben eigentlich daraus, dass wir die Töffli-Kultur am Leben erhalten, alte Töfflis wieder auf Vordermann bringen, gemeinsame Ausfahrten organisieren etc."
Von der Passion zum Beruf
Manuel Schaller hat mittlerweile seine Passion zum Beruf gemacht und arbeitet heute als Art Director bei der mofakult AG. Das Unternehmen mit Sitz in Frauenfeld ist 2010 in einer Phase entstanden, in welcher der Markt für Mofa-Ersatzteile ziemlich schwach war, respektive waren viele Ersatzteile für diverse ältere Marken und Modelle nicht mehr vorhanden.
"Wir bauen Ersatzteile nach, kaufen, verkaufen und wollen so diese Kultur aktiv am Leben erhalten", so Schaller, der bei mofakult AG für den multimedialen Bereich verantwortlich ist und praktischerweise von seinem Salzburger Zuhause aus für das Thurgauer Unternehmen arbeiten kann. "Die Nachfrage steigt und wir versuchen unseren Kundenradius vor allem im deutschsprachigen Raum noch weiter auszubauen."
Sammler und Schrauber
Töffli-Aficionado Schaller selbst hat mittlerweile sieben Exemplare, die er von Familienmitgliedern und Bekannten übernommen hat oder auf Internetplattformen aufgestöbert hat. Sein erstes Töffli war ein Puch Maxi N. "Da hat vorne und hinten nichts zusammengepasst, aber es lief schampaar gut." In der Töffli-Szene gibt es laut Schaller verschiedenartige Sammlerinnen und Sammler. Puristen, bei welchen noch die kleinste Schraube original aus der Zeit stammen muss oder nostalgische Vermögende, die teils Sündenpreise für gewisse Modelle bezahlen.
Es gibt aber auch jene, die einfach das Fahrgefühl geniessen oder Spass daran haben, herumzuschrauben, um mehr "Dampf unter dem Hobel" zu haben. Schaller selbst habe beinahe alle diese Stufen durchlaufen. Heute möchte er seine Töfflis möglichst im Originalzustand haben, nennt aber vor allem gewisse Töffli-Momente als wichtigster Aspekt seiner Passion.
"Das Schönste ist eigentlich, wenn du das erste Mal mit einem Töffli fährst, an welchem du einen ganzen Winter lang jede Schraube auseinandergenommen hast, alles fein säuberlich geputzt und wieder zusammengesetzt hast. Im Frühling schiebst du es dann raus, trittst in die Pedale und schaust, ob es läuft. Das ist schon einer der schönsten Momente."