Deutscher Geschichtsforschender Verein mit Doppeljubiläum

In diesem Jahr feiert der Verein das 130-jährige Bestehen und den 100. Band der Freiburger Geschichtsblätter. Deutschsprachige Perspektiven auf die Geschichte.

Heuer wird bereits der hundertste Band der Freiburger Geschichtsblätter veröffentlicht. © Deutscher Geschichtsforschender Verein

Die Ursprünge des Deutschen Geschichtsforschenden Vereins des Kantons Freiburg finden sich im Jahre 1893. Mitbegründer und haupttreibende Kraft für die Etablierung dieses Vereins war Albert Büchi, damals Professor für Geschichte an der Universität Freiburg. Erst war er Mitglied der Société d'histoire du canton de Fribourg, hat aber schnell bemerkt, dass die deutschsprachige Perspektive und Deutschfreiburg für diesen Verein nicht von Interesse sind.

"Die Welschen konnten zum Teil auch nicht Deutsch und haben gar alles verachtet, was mit Deutsch zusammenhing", erklärt Ernst Tremp, langjähriger Präsident und Ehrenmitglied des Deutschen Geschichtsforschenden Vereins des Kantons Freiburg. Albert Büchi und seine deutschsprachigen Kollegen haben also damals kurzerhand einen eigenen Verein lanciert, der sich für die deutschsprachige Geschichtsbetrachtung engagiert.

Geburtsstunde der Freiburger Geschichtsblätter

Kurze Zeit nach der Gründung dieses Vereins vor 130 Jahren begann man auch mit der Publikation dieser deutschsprachigen Perspektiven auf Geschichte in den sogenannten Freiburger Geschichtsblätter. Ein wichtiger Schritt für die Forschung in Freiburg. "All die historischen Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz basierten auf Austausch. Das heisst, man bekam diese Publikationen, wenn man selber auch eine hatte", so Tremp. Dieser Tauschhandel mit geschichtswissenschaftlichen Schriften sorgte so für den Ausbau der Freiburger Bibliothek. "Für das hiesige Seminar war das enorm wichtig."

Seit Beginn fokussiert sich die Publikation auf Schriften zu lokalen, regionalen und schweizerischen Themen der Geschichtsforschung. Aber wer liest eigentlich die Geschichtsblätter? "Das ist eine gute Frage. Der Verein hat etwa 350 Mitglieder. Als Autor erhält man Feedback von unterschiedlichen Personen." Vor allem aber entfachen die Schriften Diskussionen mit anderen Autoren, die beispielsweise ein Forschungsthema vertiefen. So haben Ernst Tremp oder seine Frau Kathrin Utz Tremp, die für die Redaktion der Geschichtsblätter verantwortlich ist, Schriften publiziert, deren Forschungsinhalt von einer anderen Autorenschaft aufgegriffen und weitergeführt wurde. "Somit werden Themen vertieft und aktualisiert", meint Tremp.

Der 100. Band der Freiburger Geschichtsblätter ©zvg

Leitung und Themen im Wandel

Der 100. Band der Freiburger Geschichtsblätter wird der letzte Band von Kathrin Utz Tremp und Hubertus von Gemmingen sein, die beide ihr Amt als Schriftleitende abgeben. Auch die bisherige Präsidentin Petra Zimmer wird ihr Amt im Frühling an Juri Auderset weiterreichen, der zugleich auch Hauptreaktor der Freiburger Geschichtsblätter wird. Nebst der Vereinsleitung ist auch das Themenspektrum stetig im Wandel. "Die Blätter handeln nicht nur beispielsweise von Ereignissen und Prozessen aus dem Mittelalter, sondern es gibt auch eine Vielzahl an neueren und aktuelleren Themen. Die Frauengeschichte ist heute selbstverständlich wichtig oder auch Abhängigkeiten, Versorgung etc."

Auch der 100. Band der Freiburger Geschichtsblätter zeigt diese Themenbreite. Ernst Tremp selbst schreibt etwa über "Leben und Sterben im Saanetal: Das Nekrolog der Abtei Humilimont / Marsens (12. bis 16. Jahrhundert)", seine Frau Kathrin Utz Tremp über "Die Waldenseranhänger von Freiburg im Üchtland (1399–1430): Eine Bilanz". Der langjährige Journalist Patrick Mühlhauser präsentiert in seinem Beitrag eine journalistische Perspektive auf Freiburg (1996-2020) und Christian Schmutz geht der Frage nach, ob wir uns ums Senslerdeutsche Sorgen machen müssen. So gewährt auch der 100. Band der Freiburger Geschichtsblätter spannende Einblicke in historische und aktuelle Themen.

Festakt mit doppeltem Jubiläum

Der älteste kulturelle Verein Deutschfreiburgs feiert das 130-jährige Bestehen und den hundertsten Band der Freiburger Geschichtsblätter am Dienstag, 21. November 2023, ab 19:30 Uhr im Lapidarium des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg. Auf dem Programm stehen unter anderem zwei Kurzvorträge. Ernst Tremp wird über die Vereinsgeschichte und die Freiburger Geschichtsforschung berichten. Olivier Richard, Professor für Geschichte an der Uni Freiburg, präsentiert einen vergleichenden Blick zur Rolle der regionalen Geschichtsvereine. Musikalisch umrahmt wird der Anlass von der Akkordeonistin Christel Sautaux.

RadioFr. - Valentin Brügger
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