"Die finanzielle Lage der Cremo ist besorgniserregend"
Die Freiburger Milchverarbeiterin Cremo kämpft finanziell und plant ein Restrukturierungsprogramm mit 23 Mio. Franken Einsparungen in drei Jahren.
Die angeschlagene Freiburger Milchverarbeiterin Cremo will mit einem umfassenden Restrukturierungsprogramm seine finanzielle Misere beheben. Das Unternehmen plant Einsparungen von mindestens 23 Millionen Franken innerhalb von drei Jahren. Unmittelbare Massnahme ist die Schliessung des Standorts Lyss.
Dies kündigte Verwaltungsratspräsident Georges Godel an einer Medienkonferenz am Unternehmenssitz in Villars-sur-Glâne an. Von der Stilllegung des im Sektor Molkerei und Käserei tätigen Betriebs im Berner Seeland sind fünf Mitarbeitende betroffen. Sie erfordert eine Wertberichtigung von über 8,7 Millionen Franken. Die Massnahme ergänzt die bereits angekündigte vorzeitige Schliessung des Standorts Lucens VD mit 38 Mitarbeitenden per Ende Mai.
Der Milchkonzern schreibt seit einigen Jahren rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2022 resultierte trotz eines Umsatzanstiegs um 3,4 Prozent auf 512,8 Millionen Franken ein Defizit von 21,5 Millionen Franken. Dabei schrumpfte das Eigenkapital um 30 Prozent. 2021 belief sich das Minus auf 2,9 Millionen Franken. Der ehemalige Freiburger Staatsrat Godel sagte:
Die finanzielle Lage ist besorgniserregend
Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen mit dem auf drei Jahre angelegten Restrukturierungsprogramm Cap 2027 das Ruder herumreissen könne.
Die drei Baustellen
Der Verwaltungsratspräsident sieht insbesondere drei Baustellen. So sollen die veralteten und pannenanfälligen Industrieanlagen modernisiert werden. Im Bereich Management müsse die Funktionsweise und Komplexität des Unternehmens genau erfasst werden. Zudem müsse das Vertrauen innerhalb des Verwaltungsrats und dasjenige zwischen Aufsichtsgremium und Geschäftsleitung wieder vollständig hergestellt werden.
Um die Wende zu schaffen, will die Gruppe mit rund 600 Mitarbeitenden laut Godel in den nächsten Jahren mehrere Dutzend Millionen Franken investieren, insbesondere in die Käserei und die Butterherstellung. Ein Stellenabbau sei vorerst nicht geplant.