Grosse Ehre für die Freiburger Voralpen

Die Alpsaison in den Freiburger Voralpen gehört zur UNESCO - als lebendige Tradition.

Die Freiburger Voralpen gehören zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. © RadioFr.

Letzten September wurden die Freiburger Voralpen auf die Liste des immateriellen Kulturerbe der UNESCO aufgenommen - der Freiburger Tourismusverband hat aus diesem Grund RadioFr. auf eine zweitägige Medienreise eingeladen.

Zum immateriellen Kulturerbe der Freiburger Voralpen gehören Fertigkeiten, Bräuche und Rituale rund um die Alpwirtschaft in den Voralpenregionen Schwarzsee, La Gruyère und Les Paccots – La Veveyse. Diese Fertigkeiten, Bräuche und Rituale sind unter anderen der Alpabzug, die Herstellung von Käse, Glocken, die Kilbi, Musik und Trachten. 

Alte und kostbare Kuhglocken im musée gruérien

Ein immaterielles Kulturerbe wird von einer Generation an die nächste weitergegeben. Es gibt den Gemeinschaften und Gruppen ein Gefühl von Identität und Kontinuität und dient der Förderung des Respekts vor der kulturellen Vielfalt und der menschlichen Kreativität, so die schweizerische UNESCO-Kommission. 

    Die Alpsaison in den Freiburger Voralpen mit ihren lokalen Besonderheiten und gelebten Traditionen gibt es seit dem Mittelalter. Kühe, Ziegen und Schafe auf eine Alp zu bringen und sie dann wieder sicher in Tal führen - diese Tradition haben unter anderem Mönche des Kloster Hauterive vorangetrieben.

    Die Medienreise vom Freiburger Tourismusverband

    "Doch bereits Jäger und Sammler vor rund 5000 Jahren nutzen zum Beispiel den Euschelspass als Jagt- und Durchgangsgebiet", erklärt Bruno Clément, Co-Direktor des regionalen Naturparks Gruyère Pays-d'Enhaut. Der Euschelspass auf 1563 Meter über Meer ist auch ein alter Saumpass und verbindet Jaun im Süden mit Schwarzsee im Norden.

    Alphütte beim Euschelspass

    Jeweils von Mai bis Oktober werden Rinder, Schafe und Ziegen auf Alpwiesen getrieben. Dort hüten Senninnen und Sennen die Herden und kümmern sich um die Tiere, unterhalten die Weiden, Zäune und Bauten, verarbeiten Milch zu Käse oder anderen Produkten und empfangen auch Gäste:

    Corinne Buchs auf der Alp Oberer Euschels

    Die Gastfreundschaft schafft emotionale Verbindungen zwischen den Touristinnen und Touristen zu den Senninnen und Sennen und zeigt das Leben auf der Alp. Corinne Buchs meint zu ihrem Leben auf der Alp:

    Ich bin hier glücklich und zufrieden. Was Ende Monat im Kässeli ist, ist nicht so wichtig. 

    Der Gruyère d’Alpage AOP

    Der Gruyère d’Alpage AOP wird von Mitte Mai bis Mitte Oktober in den Freiburger Voralpen hergestellt unter klar definierten Auflagen. Die Käseherstellung gehört ebenfalls zur gelebten Tradition und gehört somit auch zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

    Käseherstellung im Chalet du Creux:

    Nach der Herstellung muss der Käse zunächst ruhen. Im Reifekeller la Tzintre der Freiburger Genossenschaft der Alpkäseproduzenten sind bis zu 6000 Laibe Gruyère d’Alpage AOP und 1500 Laibe Vacherin Fribourgeois d’Alpage AOP gelagert:

    Die meisten Alpen liegen zwischen 1000 und 2900 Meter über Meer tragen Namen. Ihre Bauten (Hütten, Ställe und Käsereien als Einzelgebäude oder zusammengebaut) wurden aus den lokalen Materialien Holz, Stein oder Kalk errichtet. In den Voralpen werden die Hütten oft mit Schindeln gedeckt.

    Ein Kunsthandwerk von Generation zu Generation

    Die Schindelherstellung beginnt mit der Auswahl der Bäume: Am besten eignen sich Fichten aus schattigen Lagen, die auf 1000 Meter oder höher gewachsen sind. Ihr Holz ist fester, die engeren und regelmässigeren Jahresringe erhöhen die Spaltfähigkeit des Holzes. Lucien Carrel und das Schindelhandwerk:

    Nach dem winterlichen Holzschlag wird der Stamm entsprechend der gewünschten Schindellänge in Stücke zersägt. Die Aufspaltung eines Holzscheits in einzelne Schindeln ist eine Kunst, die viel Fingerspitzengefühl erfordert. "Es gibt keine Lehre, um Schindel herzustellen, das wird von Generation zu Generation weitergegeben", so Lucien Carrel, der einen Einblick ins Schindelhandwerk gab.

    Bauern in den Voralpen haben Anreize, ihre Kühe hochzuführen. Zwischen Juni und Anfang September fressen die Kühe hunderte verschiedener Gräser und Kräuter. Im Vergleich dazu stehen ihnen im Tal nur einige Dutzend Sorten zur Wahl.

    Passend zum Abschluss der Medienreise gab es noch was Kulinarisches - aus Kuhmilch hergestellt.

    RadioFr. - Martin Zbinden
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