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Die Mischung war perfekt

Lionel Messi hat es geschafft und wird nun ohne Zweifel in einem Atemzug mit Diego Maradona genannt. Der Spielmacher führt bei seiner letzten WM die Argentinier zum dritten Titel.

Spätes, dafür umso süsseres Glück: Lionel Messi erringt mit 35 Jahren doch noch den WM-Titel mit Argentinien © KEYSTONE/AP/Manu Fernandez

Seit 1986 wartete Argentinien auf diesen dritten WM-Titel. Über die Sehnsucht danach wurden im fussballverrückten Land Lieder geschrieben. Nun hat es geklappt. Nicht überraschend, weil das Team exzellent aufgestellt ist und immer zu den Wettfavoriten gehört hatte. Aber es war ein schwieriger Weg für die Albiceleste. Wie Spanien 2010 schaffte Argentinien das Kunststück, nach einer Auftaktniederlage noch zum Titel zu marschieren.

Die Frustration und die Trauer waren gross nach dem sensationellen 1:2 gegen Saudi-Arabien im ersten Match in Katar. Die erste Pleite nach 36 Spielen ohne Niederlage war ein Schock, der das Team von Trainer Lionel Scaloni zusammenrücken liess. Die Spieler kamen in den Tagen darauf mit ihrer Familie zusammen und erfuhren aus der Heimat viel Unterstützung. Und in Katar spürten Messi und Co. ohnehin jederzeit den Rückhalt. Tausende argentinische Fans feierten in den Strassen von Doha nach diesem frühen Rückschlag die folgenden Siege - gegen Mexiko und Polen in der Vorrunden, gegen Australien, die Niederlande, Kroatien und Frankreich in der K.o.-Phase.

Je weiter das Turnier fortschritt, desto sicherer war Argentinien, desto erkennbarer war die Stilsicherheit des aktuellen Südamerika-Meisters. Messi agierte als überragender Dirigent des soliden Ensembles, in dem mit Rodrigo De Paul und Alexis Mac Allister zwei Mittelfeldspieler dem Ausnahmekönner jederzeit den Rücken frei hielten. Zudem fand Scaloni mit dem jungen Julian Alvarez, der bei Manchester City schon Pep Guardiola von sich überzeugen konnte, den idealen Partner für Messi.

Die starke Achse

Für Messi ist der WM-Titel mehr als das Tüpfelchen auf dem i. Er hebt ihn nochmals eine Stufe hinauf in der Hierarchie der Allerbesten. Der sechsfache Weltfussballer kam zwar spät, aber nicht zu spät noch zu seinen wichtigsten Titeln mit der Nationalmannschaft. Nach seinem 34. Geburtstag gewann er 2021 nach drei Final-Niederlagen endlich die Copa América und triumphierte in Katar auch an der Weltmeisterschaft. 2014 war er Teil jenes Teams gewesen, das im Final Deutschland unterlegen war.

Diesmal stimmte bei den Argentiniern die Mischung. Es war nicht eine technisch so hoch stehende Mannschaft wie etwa noch vor vier Jahren in Russland. Aber sie war bereitet, wenn sie es sein musste. Sie war durch den Erfolg bei der Copa America und der Auftaktniederlage an diesem Turnier gestählt. Die Leader waren zur Stelle. Nicht nur Messi, sondern auch Abwehrchef Nicolas Otamendi, De Paul oder Goalie Emiliano Martinez. Dieser parierte im finalen Penaltyschiessen gegen Frankreich den Schuss von Kingsley Coman und war auch im Viertelfinal gegen die Niederlande mit zwei gehaltenen Penaltys der Held in der Kurzentscheidung.

Der junge Architekt

Etwas Glück, grosse mentale Stärke, viel Unterstützung von den Tribünen und Messi machten den Unterschied für Argentinien. Aber der Architekt des gesamten, in den letzten Jahren so erfolgreichen Konstrukts ist Lionel Scaloni. Der mit 44 Jahren jüngste Coach der WM übernahm die Nationalmannschaft im Sommer 2018 zunächst auf Interimsbasis. Den grossen Rückhalt genoss er lange Zeit nicht. Schliesslich war er zuvor nie Cheftrainer auf höchstem Niveau gewesen.

Nun ist Scaloni innerhalb kürzester Zeit zum Helden avanciert. In Zukunft wird der frühere Rechtsverteidiger, der selber nur sieben Länderspiele bestritt, in einem Atemzug genannt mit César Luis Menotti und Carlos Bilardo, den anderen zwei argentinischen Weltmeister-Coachs.

SDA
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