Ein ehemaliges Kurhotelgelände mit glorreicher Vergangenheit
Vom Kurort zum Denkmal: Die Fotoreise auf Gelände, wo einst das Hotel Gurngelbad stand, zeigt den Niedergang eines Schweizer Kulturerbes.
Das Gurnigelbad, auf einer Höhe von 1155 Metern in der Gemeinde Riggisberg gelegen, genoss im 19. und frühen 20. Jahrhundert den Ruf eines der grössten und bekanntesten Kurhotels der Schweiz. Die Familie Huser, die das Anwesen 1861 erwarb, machte es zu einem Luxusressort mit über 300 Betten, in dem in jeder Saison Gäste aus 40 Nationen zu finden waren. Der Grossmetzger von Bern, Herr Pulver, kaufte das Hotel aus dem Konkurs und füllte es im Winter mit Horden von Engländern, die hier ausgelassen feierten.
Zum Opfer der Weltkriege
Trotz seines Rufs und seiner Popularität blieb das Gurnigelbad nicht von den Folgen des Ersten und Zweiten Weltkriegs verschont. Während des Ersten Weltkriegs ging das Hotel Konkurs. Trotzdem bestand es weiter und genoss seine Blütezeit mit bis zu 30'000 Übernachtungen pro Jahr - bis zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs.
Die letzten Tage des Gurnigelbads
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs waren für das Kurhotel zu gravierend. Die Übernachtungszahlen fielen drastisch und das Hotel musste aufgegeben werden.
Eine Spurensuche mit Christian Raaflaub
Christian Raaflaub ist Autor des Buches “Gurnigelbad - Die Stadt im Walde", führt auf einer fotografischen Reise durch das ehemalige Hotelgelände. Raaflaub besucht das Gelände regelmässig. "Heute erinnert nicht mehr viel an die ehemalige Prunkzeit dieses Kurhotels", fügt er an.
Die Welt, wie sie damals war
Der Autor skizziert ein lebendiges Bild des Geländes in der Blütezeit, einschliesslich der Vielfalt der Gebäude, die hier einst standen: "In dieser Ecke stand die Kirche, die Herr Hauser in den 1880er-Jahren von der Weltausstellung in Wien herbringen liess." Kurz gesagt, das Gelände besass eine protestantische und eine jüdische Kirche, sowie ein Familienappartement für sieben Personen und eine katholische Kirche.
Auf dem Weg zum Niedergang
Das einst blühende Hotelgelände wurde im Laufe der Zeit vernachlässigt und dem Verfall überlassen. Ab 1950 nutzten die Feuerwehren der Stadt Bern die Kirchen als Übungsobjekte: "Stellt euch vor, diese Kirche hier wurde angezündet," erinnert Raaflaub. Das kontrastreiche Szenario deutet auf die sich verändernde Haltung der Gesellschaft gegenüber dem Schutz von Kulturstätten hin.
Ein Denkmal, das zur Ruine wurde
Das Kurhotel wurde nach dem Niedergang des Hotelbetriebs von der Armee erworben, die das Gebäude 1946 gesprengt hat. "Das war einfach zu einer Zeit, in der so ein altes Hotel nicht denkmalschutzwürdig war," erklärt Raaflaub. Die glorreiche Geschichte eines Grandhotel Gurnigelbads ging im Laufe der Zeit grösstenteils verloren. Heute steht von der Stadt im Walde nur noch ein Nebengebäude.