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Ein nicht völlig überraschender Coup

Audrey Gogniat, mit 21 Jahren das Küken im Schweizer Schützen-Team, schafft den Coup. Allerdings sind nur Aussenstehende vom Gewinn der Olympiamedaille überrascht.

Der Medaillengewinn von Audrey Gogniat kommt nicht für alle völlig überraschnd © KEYSTONE/EPA/VASSIL DONEV

Kaum ist Bronze in trockene Tücher gelegt, postet Nina Christen auf Instagram die Gratulationen. Die Glückwünsche kommen von Herzen! Denn die Nidwaldnerin steht ihrer Nachfolgerin - Nina Christen hat in Tokio vor drei Jahren mit dem Luftgewehr ebenfalls Bronze gewonnen - sehr nahe. In Schützenkreisen wird Nina Christen als Patin von Audrey Gogniat bezeichnet. So teilen sich die beiden dieser Tage in Châteauroux auch das Zimmer.

Die erfahrene Zentralschweizerin gab der Olympia-Debütantin in Frankreich bestimmt ein paar entscheidende Tipps. So wie dies bereits oft im Laufe der noch jungen Karriere der Jurassierin der Fall war. "Ich kann immer auf Nina zugehen und etwas fragen. Aber ich bohre nicht. Ich überlasse es ihr, wie und ob sie antworten will", sagte Audrey Gogniat im Vorfeld der Spiele über ihre "Gotte".

Insider wussten längst um das Potenzial der 21-Jährigen, die nach dem Gymnasium zum Profitum gewechselt hat, in Magglingen logiert und in Biel trainiert. "Sie ist mental stark", betont ihr Trainer Enrico Friedemann. "Und wenn es Audrey läuft, dann läuft es, dann ist alles möglich."

Ein Brand als Glücksfall

Roland Gogniat, früher selber ein begnadeter Schütze, sass im Publikum, als seine Tochter Schuss um Schuss die Scheibenmitte löcherte. "Ich bilde seit vierzig Jahren junge Schützinnen und Schützen aus. Und jetzt schafft ausgerechnet meine Tochter den Coup. Einfach unglaublich", betont er.

Ein Puzzle-Teil auf dem Weg zum Erfolg will er speziell erwähnen. "2001 brannte unser Schiessstand in Saignelégier ab. Wir mussten hart für einen Wiederaufbau kämpfen. Ohne diesen Kampf gäbe es nun diese Bronzemedaille nicht." Und Roland Gogniat hebt auch die Arbeit von Leistungssportchef Daniel Burger hervor. "Er hat bei Swiss Shooting ein System eingeführt, dass jedem und jeder die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln und bis an die Olympischen Spiele vorzustossen. Ich bin überzeugt, es kommen noch weitere Medaillen."

Der angesprochene Daniel Burger, seit 2015 Leiter des Bereichs Spitzensport und Nachwuchsförderung beim Verband, hatte beispielsweise im Leistungszentrum Biel darum gekämpft, dass eine grosse Luftgewehr-Halle gebaut und nicht nur im Nebenraum geschossen wird. Scheinbar ein Detail, aber das Raumgefühl ist sehr wichtig. Das hat im sehr feinfühligen Sport Schiessen beispielsweise Einfluss auf das Gleichgewicht.

Der Freiburger lobt Audrey Gogniat auch "als knallharte Arbeiterin". Sie habe ihre Karriere 2019 so richtig lanciert und sei dann wegen Corona "unter dem Radar geflogen", weil die internationalen Wettkämpfe gefehlt hätten. "Aber wir haben alle gesehen: Audrey hat des gewisse Plus. Sie setzt immer noch einen oben drauf."

SDA
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