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Die Leiden des treuen Vagabunden

Der Tour Vagabonde eröffnet die neue Saison am 15. April im Poya-Park. Die Standortfindung gestaltete sich erneut als sehr schwierig.

Das Publikum schätzt unter anderem die spezielle Atmosphäre im Tour Vagabonde. © Keystone

Bereits vergangenen Herbst wollte die Stiftung La Tour Vagabonde den Turm im Poya-Park errichten. Gegen die entsprechende Baubewilligung wurde jedoch seitens der Nachbarschaft Rekurs eingelegt. Unter anderem vom Quartierverein Palatinat-Grandfey, der zu hohe Lärmemissionen fürchtet und das fehlende Parkplatzkonzept bemängelt. Stiftungspräsidentin Gina Kolly sagt: "Das Quartier wurde in den letzten Jahren lärmtechnisch durch grosse Bauprojekte wie der Poya-Brücke belastet und auch die diversen Sportveranstaltungen beim nahegelegenen St. Leonhard tragen zur Belastung bei, da ist diese Position verständlich."

Das Standortkonzept wurde aber mittlerweile überarbeitet und das Oberamt des Saanebezirks hat die Baubewilligung erteilt, wie Oberamtfrau Lise-Marie Graden auf Anfrage bestätigt. Der Tour Vagabonde wird nun im hinteren Teil des Poya-Parks, mit mehr Distanz zum Wohnquartier, errichtet und das Programm angepasst, um spätabendliche Lärmemissionen zu verhindern.

Langwieriges Unterfangen

Die Standortsuche in Freibug ist für die Verantwortlichen des Tour Vagabonde seit jeher ein komplexes Unterfangen. Beim ersten Standort im Jardin aux Betteraves an der Route des Arsenaux musste der Turm schon vor acht Jahren dem Neubau der Freiburger Fachhochschulen weichen. Und auch beim Standort neben dem Thierryturm oder auf dem Gelände der Blue Factory war es wegen Bauprojekten oder Unvereinbarungen mit der Arealverwaltung nicht mehr möglich, den vagabundierenden Turm rasten zu lassen.

Für die Verantwortlichen bedeutet die Suche nach geeigneten Standorten auch ein administrativ intensives Prozedere. "Obwohl der Turm eine temporäre Konstruktion ist, muss vor jeder Errichtung des Turms eine reguläre Baubewilligung eingeholt werden", erklärt Gina Kolly. Laut Lise-Marie Graden ist im Falle des Tour Vagabonde jedoch nicht die Konstruktionsweise, sondern die Aufenthaltsdauer und die Anzahl der Veranstaltungen ausschlaggebend. "Ab 20 Veranstaltungen muss eine Baubewilligung eingereicht werden, damit Betroffene in der Umgebung die Möglichkeit haben, Einsprache zu erheben", sagt die Oberamtfrau des Saanebezirks.

Da der Poya-Park Teil einer Landschaftsschutzzone ist, mussten die Verantwortlichen des Tour Vagabonde zusätzlich bei der kantonalen Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt eine Spezialbewilling einholen, welche ebenfalls gewährt wurde. Als finaler Schritt haben nun auch die Gemeinde und die Gewerbepolizei grünes Licht gegeben, bestätigt Blaise Coursin. Somit steht der Eröffnung des Tour Vagabonde am 15. April theoretisch nichts mehr im Wege.

Lohnender Aufwand

"Rund 30'000 Franken" kostet es laut Blaise Coursin den Turm auf- und abzubauen. Darin inbegriffen sind Transport, Verpflegung und Lohn für zehn Mitarbeitende. Kosten, die sich laut Coursin zwar lohnen, sobald das Publikum den nach einem elisabethanischen Theatergebäude nachempfundenen Turm mit Leben füllt. Finanziell ist die Stiftung La Tour Vagabonde zwar durch private Spenden und oder auch durch Beiträge der Lotterie Romande gut aufgestellt, doch durch die vielen behördlichen und rechtlichen Stolpersteine, wird der Turm erst errichtet, wenn alles bis ins letzte Detail geregelt ist, um unnötige finanzielle Einbussen zu vermeiden. "Auch wenn tausend Leute sich für den Turm aussprechen, genügt ein Rekurs einer einzelnen Person, um die Erteilung der Baubewilligung zu verhindern", sagt Blaise Coursin.

Trotz dieses Aufwands kehrt der treue Vagabund regelmässig nach Freiburg zurück, wo auch vor gut 25 Jahren die Idee entstand. Laut Gina Kolly gibt es in der Stadt Freiburg gibt es zwar kontinuierlich weniger Platz "und die Erhaltung von Brachen und Freiräumen ist offensichtlich nicht wirklich prioritär."

Trotzdem will der Tour Vagabonde auch in Zukunft in Freiburg gastieren und auch versuchen eine mehrjährige Lösung zu finden, damit die Verantwortlichen nicht vor jeder Rückkehr nach Freiburg den behördlichen Apparat durchlaufen müsse. "Wir erhalten auch enorm viel Unterstützung von der Freiburger Bevölkerung, direkt oder via Leserbriefe in den Zeitungen, was uns antreibt und motiviert, die vielen Hindernisse zu überwinden", sagt Kolly. 

Auch Oberamtfrau Lise-Marie Graden ist sich des kulturellen Mehrwerts des Tour Vagabonde bewusst. "Wenn es im Rahmen des Rechts ist und alle zu schützenden Personen in der Umgebung respektiert werden, sind solche kulturellen Projekte wichtig für Freiburg und unterstützungswürdig", so Graden.

Das Team der Tour Vagabonde kann also nach Monaten behördlicher Abklärungen und mit den nötigen Bewilligungen in der Tasche mit der Errichtung des Turms beginnen. Am 15. April eröffnet der Vagabund im Poya-Park. Im Oktober erfolgt dann der fliegende Wechsel mit dem Zirkus Knie. Ob der Standort auch in den folgenden Jahren zur Verfügung steht, ist noch offen.

RadioFr. - Valentin Brügger / faeb
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