Luka Modric und Kroaten vor dem Ausscheiden

Ein Tor Italiens in der 98. Minute besiegelt Kroatiens Schicksal an der EM in Deutschland. "Wir haben es nicht verdient, diesen Ausgleich zu kassieren", hadert Kroatiens Superstar Luka Modric.

Der Stachel sitzt tief bei Cheftrainer Zlatko Dalic (links) und Luka Modric © KEYSTONE/AP/Sunday Alamba

Modric! Es hätte sein Tag sein können. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid brachte die Kroaten in der 55. Minute in Führung und machte sich mit 38 Jahren und 289 Tagen zum ältesten Torschützen an einer Europameisterschaft. 31 Sekunden zuvor war seine Gefühlswelt noch eine ganz andere gewesen, war er mit einem Penalty an Italiens Torhüter Gianluigi Donnarumma gescheitert.

Nach 80 Minuten wurde Modric ausgewechselt. Auf kroatischer Seite begannen das grosse Zittern und Bangen. Tatsächlich kassierten die Kroaten in der 98. Minute noch den Ausgleich. Unmittelbar danach pfiff der Schiedsrichter die Partie ab.

"Fussball ist manchmal brutal", sagte Modric in seiner ersten Enttäuschung. "Und heute war das Spiel brutal für uns. Aber es ist, wie es ist. Mich schmerzt vor allem für unsere Fans, dass es nicht fürs Weiterkommen reichen wird."

Und was plant Modric? Alle Aussagen nach der Partie zu seiner Zukunft halfen nicht gross weiter. "Ich werde nicht gleich aufhören. Ich werde noch eine Weile spielen. Wie lange, weiss ich noch nicht." Unklar war aber, ob der Captain von Weitermachen im Nationalteam oder von Weitermachen auf Klubebene sprach. Sein Vertrag bei Real Madrid läuft Ende Juni aus. Mit den Königlichen gewann er sechs Mal die Champions League, mit Kroatien bestritt er bisher 178 Länderspiele, gewann aber keinen Titel.

Das in die Jahre gekommene kroatische Team kämpfte in den letzten Tagen in Deutschland schon vor dem späten italienischen Ausgleich äusserst unglücklich. "Wir kassierten gegen Albanien in der Nachspielzeit den Ausgleich, und jetzt gegen Italien nochmals", resümierte Nationalcoach Zlatko Dalic. "An diesem Turnier lief alles gegen uns. Wir verschossen zwei Penaltys und kassierten zweimal Tore in der Nachspielzeit. Ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen. Es war einfach nicht unser Turnier."

Kritische Worte fand Dalic dagegen für das Schiedsrichter-Team. "Ich möchte sagen, dass acht Minuten heute (im Spiel gegen Italien, Red.) auf keinen Fall berechtigt waren. Es gab keine Spielunterbrüche und auch nicht so viele Fouls. Mich nervt, dass Kroatien nicht respektiert und anerkannt wird. Die Partie dauerte viel zu lange."

SDA
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