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Spanien liegt nur fast überall vorne

Der EM-Final zwischen Spanien und England lässt sich auf einige Schlüssel-Duelle herunterbrechen. Der Vergleich zeigt: Die bisher so souveränen Spanier haben nicht überall Vorteile.

Rodri ist die Drehscheibe im Spiel der Spanier und damit das Pendant zum Engländer Declan Rice © KEYSTONE/AP/Hassan Ammar
Jordan Pickford war gegen die Schweiz der Penaltyheld... © KEYSTONE/AP/Thanassis Stavrakis
...aber Unai Simon wirkt eine Spur gefestigter © KEYSTONE/EPA/FILIP SINGER
Declan Rice weist starke statistische Werte aus © KEYSTONE/EPA/CHRISTOPHER NEUNDORF
Alvaro Morata ist ein Mittelstürmer, der nicht nur an seinen Toren gemessen werden kann © KEYSTONE/EPA/ANNA SZILAGYI
Harry Kane auf der anderen Seite ist ein Angreifer, der an diesem Turnier nur mit seiner Torquote überzeugt © KEYSTONE/EPA/RONALD WITTEK
Kobbie Mainoo hat sich das Vertrauen von Nationalcoach Gareth Southgate erarbeitet © KEYSTONE/AP/Antonio Calanni
Lamine Yamal ist mit seinen 17 Jahren schon ein Grosser © KEYSTONE/EPA/MOHAMED MESSARA
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Simon vs. Pickford

Unai Simon ist seit vier Jahren Teil des spanischen Nationalteams und hat die schwierige Aufgabe übernommen, die Ära nach der Goalie-Ikone Iker Casillas zu prägen. Der 2016 zurückgetretene Casillas stand bei der erfolgreichsten Zeit von La Roja im Tor und gewann zweimal den EM-Titel (2008 und 2012) und einmal die Weltmeisterschaft (2010). Seit die Legende von Real Madrid den Fussball verlassen hat, versuchten sich mehrere darin, ihr Erbe anzutreten. Nach David de Gea und Kepa Arrizabalaga steht nun seit gut vier Jahren meistens Unai Simon im Tor. Der Keeper von Athletic Bilbao steht bei 45 Länderspielen und hat an diesem Turnier bisher drei Gegentreffer kassiert. Er verfügt über gute Reflexe und hat in der Strafraumbeherrschung sicherlich Vorteile gegenüber seinem englischen Gegenüber.

Jordan Pickford war nach dem gehaltenen Penalty im Viertelfinal gegen die Schweiz der Held im Team der Engländer. Der 30-Jährige, der sein Geld bei Everton verdient, hat den Ruf, immer mal wieder Unsicherheiten zu zeigen, die dann im schlimmsten Fall zu einem Gegentor führen. An diesem Turnier musste Pickford bisher vier Mal hinter sich greifen und zeigte gemäss UEFA-Statistik 14 Paraden (Simon 12). Dass die beiden Finaltorhüter nicht die Werte von Georgiens Giorgi Mamardaschwili erreichen, der diese Statistik anführt (29), liegt auf der Hand, da Spanien und England nicht die Rolle des Aussenseiters bekleiden.

Rodri vs. Rice

In der letzten Saison begegneten sich die beiden im Kampf um den Titel in der Premier League, mit dem besseren Ende für den bei Manchester City engagierten Spanier. An dieser EM hat der bei Arsenal beschäftigte Rice rein statistisch leicht die Nase vorne. Der 25-jährige Engländer hat zusammen mit dem Franzosen Jules Koundé am meisten Ballgewinne überhaupt (41). Rodri folgt in dieser Kategorie auf Position 11 mit 31. Und Rice ist der Dauerläufer dieser EM. In den bisherigen sechs Partien ist er mit 74,9 km sieben Kilometer mehr gerannt als der Zweitplatzierte, Teamkollege Phil Foden. Rodri (62,7) folgt auf Rang 8.

Neben dem Ball-Zurückerobern gehört natürlich auch das Bälle-Verteilen zu den Kernaufgaben der beiden Mittelfeldspieler. 488 Pässe hat Rice bisher gespielt, womit er hinter Teamkollege John Stones und dem Deutschen Toni Kroos übers ganze Turnier gesehen die Nummer 3 ist. Rodri hat seine Teamkollegen bisher 406 Mal in Szene gesetzt, wobei der 28-jährige Spanier über die marginal höhere Erfolgsquote verfügt. 93,8 Prozent seiner Pässe fanden ihr Ziel. (Rice 93,3)

Morata vs. Guéhi, Kane vs. Le Normand

Es war eine Schrecksekunde. Als nach dem gewonnenen Halbfinal der Spanier gegen Frankreich (2:1) ein Flitzer aufs Spielfeld rannte, rutschte eine Sicherheitskraft, die Alvaro Morata schützen wollte, im dümmsten Moment aus und traf den Captain der Spanier am Knie. Doch der 31-jährige Stürmer von Atlético Madrid, der in der Heimat immer wieder Kritik einstecken muss, weil er erst einmal getroffen hat, wird im EM-Final einsatzfähig sein.

Und damit auf einen Gegenspieler treffen, der sich innert Kürze zu einer festen Grösse in Englands Hintermannschaft entwickelt hat. Marc Guéhi, der 23-jährige Innenverteidiger von Crystal Palace. Als er im Viertelfinal gegen die Schweiz gesperrt fehlte, stellte Trainer Gareth Southgate das System um und liess mit drei Verteidigern agieren. Nach Rice und Koundé hat der Mann mit Wurzeln in der Elfenbeinküste am meisten Bälle zurückerobert (40).

Auf der anderen Seite wird es Englands Captain Harry Kane mit Robin Le Normand zu tun bekommen. Der 27-jährige Verteidiger von Real Sociedad fehlte im Halbfinal gesperrt, doch eigentlich ist er gesetzt im Tandem mit Aymeric Laporte. Und kümmert sich so regelmässig um die besten Offensivkräfte des Gegners. Kane erlebt ein durchwachsenes Turnier. Dreimal hat der Topskorer der vergangenen Bundesligasaison bisher getroffen, das entscheidende Tor in der Verlängerung des Achtelfinals gegen die Slowakei (2:1 n.V.) erzielt und auch den frühen Rückstand im Halbfinal gegen die Niederlande (2:1) per Penalty ausgeglichen. Aber im System von Southgate kann sich der 30-Jährige deutlich weniger entfalten. Gelingt ihm aber auch im Final ein Tor, sind die Chancen intakt, dass er trotzdem den goldenen Schuh des besten Torjägers des Turniers nach Hause nehmen könnte.

Yamal vs. Mainoo

Lamine Yamal erlebt ein EM-Turnier für die Geschichtsbücher. Der am Samstag 17 Jahre alt gewordene Spanier wurde mit seinem ersten Einsatz zum jüngsten Spieler der Geschichte einer Europameisterschaft. Und nach seinem wunderbaren Weitschuss-Treffer im Halbfinal gegen Frankreich (2:1) ist der in einem Vorort von Barcelona Aufgewachsene seit kurzem auch der jüngste EM-Torschütze überhaupt. Der schnelle und trickreiche Offensivakteur des FC Barcelona ist mit drei Vorlagen der beste Vorbereiter des Turniers und bildet mit Nico Williams eine gefürchtete Flügelzange, welche die Defensiven der Gegner vor grosse Herausforderungen stellt.

Der Jüngling im Team der Engländer ist derweil Kobbie Mainoo. Der 19-jährige Mittelfeldspieler von Manchester United hatte vor der Europameisterschaft gerade einmal drei Länderspiele absolviert. In Deutschland kam er nur im zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark (1:1) nicht zum Einsatz, was belegt, dass sich Mainoo trotz mangelnder Erfahrung seinen Platz im Ensemble der Three Lions bereits verdient hat. "Mit seiner Übersicht und seiner Fähigkeit, das Spiel zu verlagern, bringt er ein Element in unsere Mannschaft, das wir vorher nicht hatten", lobte ihn Trainer Southgate nach dem gewonnenen Halbfinal in Dortmund. "Was er macht, sieht so einfach aus, aber es ist überhaupt nicht einfach."

SDA
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