So viele Schlösser gibt es im Kanton Freiburg
Was bezeichnet man überhaupt als Schloss? Und wieso gibt es im Oberland des Sensebezirks keine? Wir starten unsere monatliche Schloss-Serie.

Im Kanton Freiburg gibt es 256 Schlösser. Dabei ist es zuerst wichtig, die Definition des Begriffs "Schloss" zu klären. Denn gewisse Bauten müssen nicht unbedingt der gängigen Vorstellung eines Schlosses entsprechen, um als solche zu gelten.
Schloss, Burg, Landhaus
Ursprünglich ist ein Schloss ein Bau, den man, beispielsweise durch die Umfriedung mit einer Mauer, abschliessen kann, um von äusseren Einflüssen zu schützen. Nach und nach hat sich dieser Begriff aber auf grosse Landhäuser und grosse Herrschaftssitze übertragen. Heute werden also sowohl Landhäuser als Schlösser, als auch Schlösser als Landhäuser bezeichnet. "Da hat sich im Laufe der Zeit einiges miteinander vermischt", erklärt der Vorsteher des Freiburger Amts für Kulturgüter, Stanislas Rück.
Insbesondere unterscheide man zwischen Burg und Landschloss, im mittelalterlichen Kontext. Diese Art von Schlösser sind auch diejenigen, die man in der Region Freiburg findet. "Was wir hier nicht haben, sind die grossen Lustschlösser, wie man sie in Frankreich oder Deutschland hat", erklärt Rück. Das liege daran, dass die Machtverhältnisse in der Schweiz anders waren und nirgends eine genug grosse Machtkonzentration bestand, um sich solche Schlösser leisten zu können.

Lustschlösser bezeichnet man Schlösser, die dem privaten Vergnügen dienten und abseits von Staatspflichten in der Freizeit bewohnt oder besucht wurden.
Wofür ist ein Schloss gedacht?
Früher ging es den Landesherren darum, mit einem Schloss die Macht abzusichern. Dies vor allem an spezifischen Orten, wie an einem wichtigen Übergang, einem Pass oder an einer bedeutenden Strasse. In den Schlössern haben sich dann die Landesherren entweder selbst installiert und von dort aus ihre Macht ausgeübt oder haben repräsentativ Vasallen ins Schloss geschickt und diese damit beauftragt, die Macht an ihrer Stelle auszuführen.
Freiburg war früher ein Stadtstaat und hat ebenfalls auf diese Weise das Herrschaftsgebiet gesichert. Die Schlösser in der Freiburger Umgebung wurden als Vogteien benutzt. Die dort installierten höchsten Beamten sorgten in der Region für Recht und Ordnung.
Ein Schloss war also einerseits ein Ort, wo man Recht sprach, Leute ins Gefängnis steckte, aber auch Orte, wo Repräsentation und Kultur stattfand. Andererseits war ein Schloss auch ein Ort der Unterdrückung, so Stanislas Rück:
Der Stadtstaat Freiburg hat sich in verschiedenen Gebieten breit gemacht und Steuern eingetrieben.

Heute befinden sich in den Schlössern teilweise die Oberämter des Kantons, wie in Murten, Estavayer oder Romont. So kann man die heutige Situation ein wenig mit der früheren vergleichen: Das Schloss als Stelle, wo der Kanton dafür sorgt, dass seine Gesetze richtig angewendet werden.
Keine Schlösser im Oberland
Schlösser wurden im Herrschaftsgebiet strategisch so platziert, um wichtige Übergänge oder Pässe zu sichern. Dies sei auch der Grund, wieso es im Sense Oberland keine Schlösser gibt, denn dort gibt es keine grossen Durchgangswege.
Macht hat auch mit Verkehr und Erschliessbarkeit von Gebieten zu tun. Das Oberland war in diesem Sinne also eine Sackgasse.
Durch die topografische Besonderheit des Sense Oberlandes konnte die Region also von Tafers und Freiburg aus kontrolliert werden.