"Wir können uns am Gegner orientieren"
Die Young Boys bekommen es zum Auftakt der reformierten Champions League mit Aston Villa zu tun. Trainer Patrick Rahmen schwärmt vor dem Duell vom starken Gegner und dessen Coach.
"Sie haben einen sehr klaren Plan, wie sie mit dem Ball spielen wollen, sind sehr variabel. Sie können von hinten rausspielen, beherrschen das Mittelfeld, sind gefährlich in der letzten Zone." Wer Patrick Rahmen an diesem frühen Montagabend an der Pressekonferenz im Wankdorf zuhört, könnte meinen, er spreche über den FC Barcelona zur Zeit von Lionel Messi, Andres Iniesta, Xavi und Sergio Busquets. Doch der Trainer der Berner Young Boys schwärmt vom ersten Gegner des Schweizer Meisters in der diesjährigen Champions-League-Kampagne, Aston Villa.
Ein Puzzle, das passt
Am Dienstagabend (18.45 Uhr) stehen im Wankdorf kein Messi und auch kein Busquets auf dem Kunstrasen, mit dem englischen Nationalstürmer Ollie Watkins, dem physisch starken Neuzugang Amadou Onana und dem argentinischen Weltmeistergoalie Emiliano Martinez aber dennoch Akteure von gehobener Klasse. In der Premier League liess die Mannschaft des baskischen Trainers Unai Emery Klubs wie Tottenham, Chelsea oder Manchester United hinter sich.
Hervorzuheben, sagt Rahmen, sei nicht nur die individuelle Qualität. "Die Mannschaft ist sehr gut zusammengesetzt. Auf jeder Position hat der Spieler ein Profil, das zur Spielidee des Trainers passt." Aston Villa sei spielerisch wie physisch stark und gut organisiert, lasse kaum Umschaltmomente zu. Es werde schwierig sein, Chancen zu kreieren. "Aber wir haben schon das eine oder andere gesehen", gibt Rahmen am Schluss seines Plädoyers zu Protokoll.
Ohne Druck gegen den Favoriten
Den Gegner stark reden braucht Rahmen nicht. Obwohl sich Aston Villa zum ersten Mal überhaupt für die Champions League qualifizieren konnte, ist der englische Traditionsklub aus Birmingham der klare Favorit in der Partie mit dem Schweizer Meister. Während die "Villans" mit drei Siegen aus vier Partien gut in die neue Meisterschaft gestartet sind, wartet YB auch nach sechs Runden auf den ersten Sieg in der Super League und belegt mit lediglich drei Punkten den letzten Platz.
"Wir sind hinter den Erwartungen, müssen agieren und reagieren", sagt Rahmen zur Ausgangslage in der heimischen Liga. Vom Kopf her sei es einfacher, in der Champions League aufzulaufen als in der Meisterschaft, wo der Druck viel höher sei.
Ähnlich sieht dies Filip Ugrinic. Der offensive Mittelfeldspieler, der nicht erst seit dieser Saison auf dem Platz vorangeht, spürt "grosse Vorfreude" auf die Champions League. "Ich habe immer Gänsehaut, wenn ich die Hymne höre." Jeder solle diese Bühne geniessen, die man sich durch zwei abgeklärte Leistungen gegen Galatasaray verdient habe.
Vom Cup in die Champions League
Gutes Omen: Vor dem Playoff-Hinspiel im heimischen Wankdorf kamen die Young Boys im Cup eine Runde weiter. Spielten sie damals gegen den Zweitligisten Printse-Nendaz ihre Klasse aus und feierten einen nie gefährdeten 10:0-Sieg, musste sich die Mannschaft von Patrick Rahmen am Samstag in Vevey mehr strecken, gewann nach 2:0-Vorsprung und dem zwischenzeitlichen Ausgleich aber dennoch 4:2. "Von der Promotion League aufwärts gibt es keine einfachen Gegner, die haben alle Qualität", so der YB-Trainer. Wichtig sei die Reaktion gewesen, die sie nach dem Ausgleich gezeigt hätten. "Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Mannschaft füreinander einsteht."
Ob das allerdings reicht, um gegen eine der besten Mannschaften der Premier League zu bestehen? "Wir können uns am Gegner orientieren. Da fällt es leichter, über den Verhältnissen zu agieren", sagt Rahmen. Ugrinic ergänzt: "Mit der Atmosphäre hier im Wankdorf haben wir schon einige magische Europacupnächte erleben dürfen. Hoffentlich wird das am Dienstag auch so eine werden." Selbst ohne Messi, Iniesta und Xavi.