Zwischen Angst und Hoffnung im Poya-Quartier
Heute ziehen die ersten 50 Personen in den kantonalen Teil des Asylzentrums Poya ein. Es ist ein Auf und Ab der Gefühle.
Nervös ist Claude Gumy nicht. Der Leiter von ORS Freiburg ist zuständig für die Flüchtlinge, die heute in der alten Poya-Kaserne einziehen. 20 Betreuerinnen und Betreuer stehen den Asylsuchenden zur Verfügung und betreuen sie im kantonalen Teil des Zentrums. Heute Mittwoch ziehen die ersten 50 Menschen in die Kaserne ein. Weitere 150 könnten im Verlauf des Jahres folgen.
Eine ziemlich einschneidende Veränderung auch für die Anwohnerinnen und Anwohner der ehemaligen Poya-Kaserne. "Ich habe Respekt, weil es vor allem Männer sind. Ich habe Kinder und mache mir deswegen Sorgen. Was ist mit jenen, die nicht wirklich wegen dem Asyl hier sind?", sagt ein Anwohner am Infoabend des ORS Freiburg. Genau diese Fragen wurden letzte Woche beantwortet. Der Info-Abend im Voraus sollte Klarheit schaffen und die Bedenken nehmen.
Ein Abend voller Fragen
Andere blicken positiver in die Zukunft: "Nach diesem Abend mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Es sind Erwachsene, die hier leben werden. Sie werden gut betreut vom ORS. Und ich bin dafür, dass die Schweiz diesen Menschen hilft", sagt eine andere Anwohnerin. Rund 100 Menschen nahmen am Info-Anlass teil.
Zufrieden war auch Claude Gumy: "Die Bevölkerung hat viele Fragen gestellt. Das bedeutet, dass dieser Abend von Nutzen war. Wir konnten auf die allermeisten Fragen auch Antworten liefern."
Mit dem pünktlichen Einzug hat es allerdings nicht ganz geklappt. Am Montag hätten die ersten Menschen, die ursprünglich aus der Türkei, Afghanistan oder Nordafrika stammen, vom Jura-Quartier ins Poya-Quartier umziehen sollen. Doch das Internet streikte. Deshalb musst der Umzug warten. Bei Claude Gumy kam allerdings keine Nervosität auf.
Im Vergleich zu den Gebäudeteilen nebenan, die dem Staatssekretariat für Migration SEM gehören, wirkt die Atmopshäre hier irgendwie freundlicher. Die Bettanzüge wechseln sich farblich ab. Eine Mischung aus rosa und petrol-grün. Was auf den ersten Eindruck nicht zu passen scheint, ergänzt sich irgendwie. Zudem gibt es pro Zimmer maximal zehn Betten. Nicht wie auf Bundes-Seite ganze 20 Stück pro Zimmer.
"Ausschreitungen gibt es nur selten"
Für Frauen, sollten dann welche ankommen, gibt es ebenfalls separate Zimmer mit eigenen Badezimmern. Zwei Tage vor dem Umzug der Asylsuchenden aus dem Jura-Quartier in die alte Poya-Kaserne sind noch nicht alle Betten bezogen. "Hier ist es alle Mal besser, als in der unterirdischen Zivilschutzanlage im Jura-Quartier", sagt Claude Gumy. Mit agressiver Stimmung oder Ausschreitungen rechnet der Leiter des ORS Freiburg nicht. "Bis jetzt hatten wir sehr wenige Zwischenfälle. Die Menschen können sich häufig auch nicht unterhalten, da sie alle eine andere Muttersprache sprechen."
Für die Vermittlung sind die Betreuerinnen und Betreuer des ORS da. Sie wurden spezifisch geschult, damit sie auch mit den Traumata der Flüchtlinge besser umgehen können. Asylsuchende auf kantonaler Seite können sich frei bewegen. "Wir haben keine Ausgsehzeiten, wie das SEM. Die Menschen, die bei uns leben, haben eine Aufenthaltsbewilligung. Es geht um die Integration", sagt Gumy.
Einzig ein Zaun trennt die kantonalen Asylsuchenden von jenen des SEM, die noch auf die Bearbeitung ihres Asylgesuchs warten. "Wir haben Sichereitspersonal, dass die Eingangskontrolle durchführt", erklärt Gumy. Während er erzählt, was es noch alles zu tun gibt, wuseln immer wieder Menschen um uns herum. Sie tragen Mikrowellen oder Wasserkocher in leerstehende Büros. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Damit am heutigen Mittwoch alles bereit ist für die Ankunft.
Ukrainerinnen und Ukrainer bleiben separiert
Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es in der ehemaligen Poya-Kaserne übrigens keine. Sie bleiben weiterhin im NH Hotel untergebracht. An dem Ort, an dem auch das Essen für die Asylsuchenden in der Poya-Kaserne vorbereitet wird. Sieben Franken kosten drei Mahlzeiten am Tag. Für jede Person gibt es ein "Sackgeld" von 3.40.- am Tag. Geld, dass die Asylsuchenden zur freien Verfügung haben.
"In der Regel bleiben die Menschen drei bis vier Monate hier. Danach werden sie in eigenen Wohnungen, WGs oder bei Freiburger Familien untergebracht", sagt der Leiter des ORS Freiburg. Die Räumlichkeiten im Poya-Quartier stehen dem SEM und dem ORS bis Ende Jahr zur Verfügung. "Danach müssen wir weiterschauen. Wir nehmen es so, wie es kommt", sagt Gumy.