News für unsere Region.

25 Gemeinden präsentieren ein gemeinsames Aggloprogramm

In der Agglomeration Freiburg haben sich erstmals 25 Gemeinden an einen Tisch gesetzt, um an einer gemeinsamen Siedlungs-, Verkehrs- und Landschaftsentwicklung zu arbeiten.

Unter der Oberleitung von Lise-Marie Graden (Bildmitte), Oberamtfrau des Saanebezirks, arbeiteten erstmals 25 Gemeinden am Aggloprogramm. © Marc Reidy

Das Agglomerationsprogramm ist ein Planungsinstrument, das eine kohärente Siedlungs-, Verkehrs- und Landschaftsentwicklung in einem städtischen Ballungsgebiet gewährleisten soll. Welche Gemeinden dieses umfassen, haben Bund (30 Gemeinden) und Kanton (22 Gemeinden) definiert. Da in beiden Fällen die institutionelle Agglomeration Freiburg mit zehn Gemeinden zu klein ist, soll sie bis 2025 aufgelöst und durch eine neue oder existierende grössere Organisationsstruktur ersetzt werden. Noch ist diese aber nicht definitiv gefunden. Gleichzeitig drängt die Zeit. Bis am 25. Juni müssen die Agglomerationen nämlich ihre Programme der 5. Generation einreichen. Sonst erhalten sie kein Geld für ihre geplanten Infrastrukturprojekte im Bereich des Verkehrs. 

Daher haben sich für das 5. Agglomerationsprogramm (AP5) von Freiburg ad hoc 15 weitere Gemeinden aus dem Saane- und Sensebezirk vertraglich an den Arbeiten beteiligt. Der Leitungsausschuss hat das Ergebnis am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert.

Spagat zwischen Stadt und Land

Grundsätzlich baut der AP5 auf den Strategien des AP4 auf. Die grosse Herausforderung liegt diesmal jedoch darin, die Interessen ganz unterschiedlicher Gebietstypologien unter einen Hut zu bringen. So kann beispielsweise der motorisierte Individualverkehr im Kantonszentrum, wo der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist, eher reduziert werden, als im peripheren Umfeld. Auch die Frage der baulichen Verdichtung muss auf dem Land und in der Stadt unterschiedlich beantwortet werden. Daher hat der AP5 vier Perimeter festgelegt, in denen je verschiedene Massnahmen in Bezug auf Siedlung, Verkehr sowie Natur- und Landschaftsschutz ergriffen werden sollen. 

Die vier Perimeter bestehen aus einem kompakten Kern, einem erster und zweiten Ring sowie einem peripheren Umfeld. Der Kern wird durch ein dicht bebautes Stadtgebiet gebildet und der erste Ring strebt eine Bebauung entlang der Achsen des öffentlichen Verkehrs an. Der zweite Ring besteht aus Siedlungsringen um die Ortskerne herum, die auf die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs ausgerichtet sind, und das periphere Umfeld schliesslich besteht aus Dorfkernen, die von natürlichen Landschaften umgeben sind. 

Siedlung und Verkehr

Zur Bewältigung des Bevölkerungswachstum sind in der Siedlungsentwicklung zwei Etappen vorgesehen. In einer ersten Etappe sollen bis 2032 bereits legalisierte Bauland-Reserven genutzt werden. Diese sollen in einer zweiten Etappe je nach Bedarf erweitert werden. "Es geht darum eine weitere Zersiedlung zu vermeiden", erklärte Lauriane Grosjean, Mitarbeiterin der Agglo Freiburg. 

Leider findet das Wachstum heute vor allem in der Peripherie statt. Das müssen wir wieder ins Gleichgewicht bringen.

Lauriane Grosjean, Mitarbeiterin der Agglo Freiburg

Die Verkehrsplanung wiederum basiert auf der Bevölkerungsentwicklung, wie ihr Kollege Olivier Caspar erläuterte. "Es sollen alle Verkehrsformen so integriert werden, dass Verkehrsaufkommen vermieden, verlagert, gesteuert und vernetzt werden kann." Um eine modale Verlagerung vom Auto auf den Öffentlichen Verkehr zu schaffen, müsse dieser nicht nur potent sein, es brauche auch Verkehrsdrehscheiben. Dies dort, wo Siedlungsaktivität stattfindet, wo Bahnhöfe, Einkaufszentren und Wohngebiete angesiedelt sind. Zudem soll die sanfte Mobilität gefördert werden, unter anderem mit von der Strasse getrennten Velowegen. Gemäss dem AP5 sollen auch das Eisenbahnnetz aufgewertet und das regionale Busnetz ausgebaut werden.

Erstmals wird im AP auch die Elektromobilität behandelt. So sind weitere Ladestationen geplant. Neu ist auch das Thema Logistik. Die rasche Entwicklung des Online-Handels führt zu Mehrverkehr, der sich vor allem in den Zentren belastend auswirkt. Eine Lösung besteht in der Schaffung von zentralen Standorten für den Güterumschlag.

Natur- und Landschaftsschutz

Schliesslich sieht der AP5 auch verstärkte Massnahmen im Bereich Natur und Landschaft vor, insbesondere gegen Wärmeinseln und für die Biodiversität, wie Lauriane Sciboz, Mitarbeiterin der Agglo erklärte. Die Landschaft soll aufgewertet, Naherholungsgebiete sollen geschaffen und die Natur in den Städten soll gefördert werden.

Gemeinsames Interesse 

Wie Félicien Frossard gegenüber den FN sagte, hätten die 25 Gemeinden bei der Erarbeitung des AP5 gut zusammengearbeitet.

Alle Gemeinden haben verstanden, dass es ein gemeinsames Interesse gibt, zusammenzuarbeiten.

Félicien Frossard, Generalsekretär Agglomeration Freiburg

Auch dass es nicht darum gehe, ein Dorf gegenüber dem anderen zu benachteiligen. "Es gibt ein Interesse, die ganze Region aufzuwerten und für diese Verkehrsinfrastrukturen zu planen. Um dafür vom Bund und Kanton Subventionen zu erhalten, braucht es das Agglomerationsprogramm."

Gemäss Frossard sind die Visionen des AP5 auf einen Zeithorizont bis 2040 ausgerichtet. Alle vier Jahre werden sie durch ein neues Agglomerationsprogramm aktualisiert.

Bitte um Rückmeldung

Das 5. Agglomerationsprogramm (AP5) muss am 25. Juni 2025 dem Bund vorgelegt werden. Dieser entscheidet dann darüber, in welcher Höhe er die geplanten Verkehrsinfrastrukturen subventionieren wird. Vorher geht das AP5 aber noch in die öffentliche Vernehmlassung. Vom 24. Mai bis zum 24 Juli können alle interessierten Personen ihre Anmerkungen mit dem Vermerk "AP5 öffentliche Vernehmlassung" an die 
Agglomeration Freiburg, Boulevard de Pérolles 2, 1700 Freiburg, oder per E- Mail an die Adresse infoPA5@agglo-fr.ch schicken.

Kommentieren kann man nur die Strategien, nicht jedoch die einzelnen Massnahmen. David Köstinger, Co-Direktor des Mehrzweckverbandes Sensebezirk und Mitglied des Leitungsausschusses AP5 ermunterte am Mittwochabend dazu, an der Vernehmlassung teilzunehmen. "Bevor ich mich in einen Schnellzug setze, schaue ich drei Mal, ob auch das Ziel stimmt. Denn dazwischen kann ich nicht mehr aussteigen." Es istwichtig, jetzt zu prüfen, ob der Kurs stimmt.» Denn Das Agglomationsprogramm als Richtplan sei für die Ortspläne und Detailbebauungspläne verbindlich.

RadioFr. - Redaktion / Regula Saner
...