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Das Zollhaus, das in Vergessenheit geriet

Zwischen der Zähringer- und der Galternbrücke versteckt sich eine kleine Grotte - das frühere Zollhaus zur Hängebrücke. Ein kleines, historisches Bauwerk.

Die Grotte bei der Galternbrücke wird heute der Natur überlassen. © RadioFr.

Wer auf der Route de Bourguillon unterwegs ist, erblickt kurz vor der Galternbrücke eine abgesperrte Passage. Dahinter im Fels eingenistet befindet sich eine kapellenartige Grotte. Doch was verbirgt sich im Innern?

Die Grotte (links) bei der Galternbrücke in Freiburg (rechts). Foto: RadioFr.

Diese Grotte wurde 1840 "gebaut", also zur selben Zeit wie die frühere Hängebrücke über die Galternschlucht, und diente als Zollhäuschen. Denn wer über die Brücke wollte, musste dafür bezahlen, erklärt Frédéric Arnaud, Verantwortlicher Sektion unbewegliche Kulturgüter beim Freiburger Kulturgüteramt (KGA): "Die Hängebrücke wurde durch diese Zollgebühren finanziert. Solange die Hängebrücke existierte, musste man für eine Passage zahlen, um deren Bau zurückzuzahlen."

Ein vergessenes Bauwerk

Was aussieht wie eine kleine Kapelle im Fels, war im 19. Jahrhundert also eine Zollstelle zur alten Galternbrücke (franz. Pont de Gottéron). Und obwohl die Grotte einer heiligen Stätte gleicht, hat ihr Erscheinungsbild nichts mit Religion zu tun, so Arnaud.

Es ist eines der ersten Bauten überhaupt, die im Kanton Freiburg im neogotischen Stil gebaut wurde.

Frédéric Arnaud, Amt für Kulturgüter Freiburg

Der neogotische Baustil kam erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Und als 1840 die Grotte und die Hängebrücke gebaut wurden, galt das Zollhaus im Fels als frühes, neogotisches Bauwerk. Somit hatte das Aussehen der Grotte weder mit Religion noch mit der Statik zu tun, so Arnaud weiter.

Die Grotte, als sie noch als Zollhaus genutzt wurde. Bild: Archiv Kulturgüteramt Freiburg.

Aber auch hier konnte man damals nicht ganz auf den Glauben verzichten. Obwohl das in Fels gemeisselte Zollhaus in keinem religiösen Zusammenhang stand, platzierte man in der Felswand daneben 1867 eine Statue der heiligen Maria. Die Statue selbst stammte aus dem 16. Jahrhundert und war laut Arnaud von grosser Bedeutung.

Für die Maria-Statue grub man eine längliche Ausbuchtung in die Wand und baute eine Treppe hinauf, um sie zu platzieren.

Ganz oben steht eine Maria-Statue zur sicheren Passage über die Brücke. Bild: Archiv KUB.

Heute sieht man zwar noch die Ausbuchtung im Felsen, die Treppe und der Zugang dazu gibt es aber nicht mehr. Auch die Maria-Statue steht heute nicht mehr dort, sondern ist im Besitz des Freiburger Museums für Kunst und Geschichte

Die Überreste der Ausbuchtung neben der Grotte heute. Bild: RadioFr.

Die Brücke und ihr Zollhaus

Die erste Brücke, die Bourguillon mit Freiburg verband, war eine Hängebrücke. Diese wurde 1840 vom Freiburger Bauingenieur Joseph Chaley errichtet. Zur selben Zeit wurde auch das Zollhaus in den Felsen gebaut, um die Brücke zu finanzieren. 

Lange war die Zollstelle im Fels allerdings nicht in Betrieb. Im Jahr 1880 tauchten Risse im Gestein auf, wodurch Wasser in die Grotte eintrat. Das führte dazu, dass der Zollposten in der Felswand nach gerade einmal 40 Jahren aufgegeben und durch ein daneben gebautes Zollhaus ersetzt wurde. Dieses ist vor allem noch auf Archivbildern zu sehen.

1960, als sowohl die alte Hängebrücke als auch bereits die neue Gaternbrücke in Betrieb waren. Bild: Archivbild Amt für Kulturgüter.

Aber auch dieses Zollhäuschen gibt es heute nicht mehr. Als Ende der 1950er, Anfang 1960er Jahre die neue, stabilere Galternbrücke eröffnet wurde, verschwand nicht nur die alte Hängebrücke, sondern mit ihr auch das Zollhäuschen beim Brückeneingang. 

Eine Karte der Galternbrücke von zirka 1945. Bild: Online-Karten des Kantons Freiburg.

Die neue Brücke führte dann auch nicht mehr direkt an der Grotte vorbei, sondern wurde mehrere Meter weiter mit einer Kurve gebaut, wie man sie heute kennt. 

Eine Karte der Galternbrücke ab 1960. Bild: Online-Karten des Kantons Freiburg.

Was heute noch auf die alte Brücke hindeutet, sind Parkplätze an beiden Enden der neuen Galternbrücke. Der eine Platz wird vor allem von Touristinnen und Touristen genutzt, um zum Aussichtspunkt auf die Altstadt zu gelangen. Der andere, jener Platz vor der Grotte, ist heute abgesperrt.

Vom Zollhaus zur lange vergessenen Grotte

Seit 150 Jahren ist die Grotte bei der Galternbrücke unbenutzt und steht leer. Bis vor rund 15 Jahren konnte man auf dem Vorplatz der Grotte noch parkieren oder für die Fahrprüfung üben, heute steht ein grosser Zaun vorne an der Strasse. Aber nicht etwa, weil man den Parkplatz nicht als solchen nutzen wollte, sondern aus Sicherheitsgründen, wie Martin Käser vom Freiburger Tiefbauamt erklärt: "Einerseits ist die Felssicherung ein Problem für den Parkplatz. Und andererseits ist auch die Zufahrt zum Parkplatz nicht optimal."

Martin Käser, zuständiger Mitarbeiter beim Freiburger Tiefbauamt. Bild: RadioFr.

Die Grotte ist heute im Besitz des Kantons Freiburg und zuständig ist Martin Käser vom kantonalen Tiefbauamt. Die Türen und Fenster der Grotte sind normalerweise fest verschlossen.

Während das ehemalige Zollhaus von aussen gross und pompös wirkt, verstecken sich hinter der Metalltür zwei etwa zehn Quadratmeter grosse Räume. Denn die Grotte wurde in einen Felsvorsprung gebaut, der direkt dahinter wieder zu Ende ist.

Der erste Raum, wenn man die Grotte betritt. Foto: RadioFr.

Im ersten Raum gibt es nicht viel zu sehen. Ein Raum ohne Fenster, auf der rechten Seite ein Durchgang zum zweiten Raum. Dort findet man eine Feuerstelle und drei Fenster: Eines mit Blick in Richtung Galterntal, eines mit Blick zur Brücke, und das letzte Fenster richtet sich zum Vorplatz.

Der zweite Raum in der Grotte. Das dritte Fenster befindet sich rechts. Foto: RadioFr.

Nicht nur wegen der Felssicherung sind der ehemalige Parkplatz und die Grotte durch ein Gitter geschützt, sondern auch wegen Vandalismus, wie Käser erklärt. 

Als der Parkplatz noch offen war, gab es sehr viel Vandalismus. Man musste ständig die Türen und Fensterläden ersetzen.

Martin Käser, Tiefbauamt Kanton Freiburg

Seit der Absperrung des Parkplatzes vor rund 15 Jahren habe der Vandalismus abgenommen, so Käser weiter. Um auf Nummer sicher zu gehen, hängt vor der schweren Metalltür bei der Grotte zusätzlich noch eine Kette mit Schloss.

Heute wird die Grotte der Natur überlassen. Foto: RadioFr.

Heute wird die Grotte und auch der Platz davor mehrheitlich der Natur überlassen. Das Freiburger Tiefbauamt kümmert sich lediglich um die Pflege und den Unterhalt, schneidet Sträucher und mäht den Rasen. In die Grotte investiert wird heute aber nicht mehr. Auch für die Öffentlichkeit ist dieses Bauwerk heute nicht mehr zugänglich.

RadioFr. - Vanja Di Nicola
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