News für unsere Region.

Der Freiburger Lehrermangel ist kein Stressfaktor mehr

Warum alle Studentinnen und Studenten der PH im letzten Jahr jeden Freitag frei haben.

Qualifizierte Lehrpersonen auf Primar- und Sekundarstufe sind in Deutschfreiburg nach wie vor gesucht. © Keystone

Mein Stresslevel bezüglich des Lehrermangels ist bei zwei von zehn.

Andreas Maag, der kantonale Vorsteher des deutschsprachigen Unterrichts, schaut zuversichtlich in die Sommerferien. Dass die Situation heuer entspannter ist als noch vor einem Jahr, hat mehrere Gründe.

PH-Studis als Win-Win

Gleich mehrere Massnahmen haben gegriffen, erwähnt Andreas Maag nicht ohne Stolz. Seit vergangenem Schuljahr hat die Pädagogische Hochschule (PH) in Freiburg in Absprache mit dem kantonalen Amt den Stundenplan angepasst. Studierende der PH im letzten Studienjahr haben jeden Freitag frei und können so schon kleine Pensen in Schulen übernehmen: "Es ist eine dreifache Win-Win-Situation, so können die angehenden Lehrpersonen bereits Erfahrung sammeln. Der Lehrermangel wird direkt eingedämmt und durch die geknüpften Kontakte werden die jungen Lehrpersonen an den Kanton Freiburg gebunden. Die Chancen, dass letztere auch langfristig im Kanton unterrichten werden, steigt dadurch. 

Quereinsteiger nachhaltig einbinden

Um das vergangene Schuljahr zu bewerkstelligen, musste der Kanton aber noch Quereinsteiger engagieren, welche über gar kein Diplom im Bereich der Bildung verfügen. Momentan sind dies zehn Personen, sagt Amtsvorsteher Andreas Maag. Zwei von diesen zehn Personen konnte man überzeugen, die erforderliche Ausbildung nun zu machen. Dies seien optimale Lösungen, sagt Andreas Maag, und fügt an:

Wir wollen keine Leute, die einfach jobben und in die Schule kommen, um Geld zu verdienen. Das finde ich riskant. Wir wollen nachhaltige Lösungen.

Diese Aussage ist als Seitenhieb gegen den Kanton Bern zu verstehen, welcher kürzlich ein solches System angekündigt hat, in welchem Quereinsteiger vereinfacht zu Diplomen kommen sollen, dann jedoch nur im Kanton Bern unterrichten dürfen. 

Die PH wird in die Uni integriert

Wer sich im Kanton Freiburg zur Lehrperson ausbilden lassen will, der wird bald nicht mehr an der Pädagogischen Hochschule studieren. Der Grosse Rat hat letzte Woche nämlich definitiv entschieden, die PH in die Uni zu integrieren. Ein strukturell und rechtlich wichtiger Schritt, so Andreas Maag. Doch die SP-Grossrätin und Schulrektorin von Düdingen, Eliane Aebischer, sieht auch Gefahren in diesem Entscheid:

Eine grosse Befürchtung ist, dass die Ausbildung für Primarlehrpersonen verakademisiert wird. Die Praxis muss weiterhin im Vordergrund stehen.

Eliane Aebischer hat zwar in Düdingen ebenfalls kein Problem mit dem Lehrermangel. Alle Posten für nächstes Schuljahr sind von qualifizierten Personen besetzt. Es käme aber vor allem auf den Standort der Schule an. An einer Autobahn und nahe eines Bahnhofes gibt es genügend Lehrpersonen. Je weiter weg von den Zentren, desto schwieriger gestaltet sich die Suche. Eliane Aebischer und Andreas Maag sind sich deshalb trotz der momentan entspannten Situation einig: Der Lehrermangel ist nicht gelöst und wird auch in Zukunft ein grosses Thema sein. Er ist damit kein Einzelfall, sondern reiht sich in den allgemeinen Fachkräftemangel in der Schweiz und im Kanton Freiburg ein. 

Mehr zum Thema:

RadioFr. - Renato Forni
...