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Die EM-Spieler in der Einzelkritik

Mit starken Leistungen hat sich die Schweizer Nationalmannschaft an der EM in Deutschland bis in den Viertelfinal gekämpft. Es wäre sogar noch mehr drin gewesen. Die Spieler in der Einzelkritik:

Granit Xhaka und Manuel Akanji zeigen an der EM in Deutschland herausragende Leistungen © KEYSTONE/AP/Hassan Ammar

Yann Sommer

Der langjährige sichere Rückhalt konnte sich an dieser EM weniger auszeichnen als an früheren Turnieren, was vor allem an der starken Abwehr lag. Lediglich neun gehaltene Bälle stehen für die insgesamt fünf Spiele in der Statistik. Zum Vergleich: An der EM 2021 hatte Sommer allein im Viertelfinal gegen Spanien zehn Paraden gezeigt. Trotz insgesamt wenig Beschäftigung kassierte Sommer vier Gegentore, bei denen er meist machtlos war. Für den 35-Jährigen war es das fünfte und möglicherweise letzte grosse Turnier, an dem er zum Einsatz kam.

Manuel Akanji

Neben Granit Xhaka der beste Schweizer Spieler des Turniers. Akanji hielt die Dreierkette in der Abwehr zusammen und zeigte mit 37 Balleroberungen eine starke Zweikampfleistung. Zudem setzte der 28-Jährige das um, was Murat Yakin von ihm verlangt hatte: Er übernahm mehr Verantwortung innerhalb der Mannschaft und entlastete so Captain Xhaka. Dass er im Penaltyschiessen gegen England als Einziger verschoss, macht ihn zum tragischen Helden.

Ricardo Rodriguez

"Der ewige Ricardo Rodriguez" ist der einzige Schweizer, der seit 2014 alle Spiele an Grossturnieren bestritten hat. 14 EM- und 12 WM-Spiele stehen für den 120-fachen Nationalspieler zu Buche. Abnützungserscheinungen zeigte er keine. Der 31-Jährige überzeugte in der Dreierkette und unterstützte den im linken Mittelfeld noch unerfahrenen Michel Aebischer. Oder wie Xhaka über seinen Kumpel sagte: "Dass Ricci ablösefrei zu haben ist, versteht keiner."

Fabian Schär

Auch der dritte Spieler der Dreierkette wusste zu überzeugen. Trotz eines im zweiten Gruppenspiel erlittenen Nasenbeinbruchs verteidigte Schär kompromisslos und schaltete sich auch immer wieder ins Offensivspiel ein. Nach einem zwischenzeitlichen Tief in der Nationalmannschaft, als er in der Qualifikation nur in drei von zehn Spielen zum Einsatz kam, eroberte er sich im Frühjahr seinen Stammplatz zurück und liess nie Zweifel daran aufkommen.

Silvan Widmer

Mannschaftsdienlich, aber mit weniger Einfluss auf das Spiel als auch schon. In der Gruppenphase als rechter Aussenläufer gesetzt, verlor Widmer seinen Platz nach einer Sperre im Achtelfinal endgültig an den agileren Dan Ndoye. In vier Spielen sah er drei Gelbe Karten.

Michel Aebischer

Hatte seine grosse Stunde im ersten Spiel gegen Ungarn, als er überraschend als linker Mittelfeldspieler auflief. Beim 3:1 bereitete er das erste Tor mustergültig vor und erzielte den zweiten Treffer selbst. Die "Notlösung" erwies sich meist als sicherer Wert, defensiv allerdings mit einigen Schwächen. Im Viertelfinal gegen England war er im Duell mit Bukayo Saka oft überfordert.

Zeki Amdouni

Hatte gehofft, den anfangs noch verletzten Breel Embolo ersetzen zu können. Musste aber meist Kwadwo Duah den Vortritt lassen. Es blieb bei vier Teileinsätzen, in denen Amdouni seine Qualitäten ansatzweise unter Beweis stellte.

Kwadwo Duah

Schrieb sein persönliches EM-Märchen. Duah wurde im Hinblick auf das Turnier erstmals für die Nationalmannschaft aufgeboten und avancierte dank starker Trainingsleistungen vom Reservisten zum Startelf-Spieler gegen Ungarn. Der 27-Jährige erzielte das erste Schweizer Tor des Turniers und eroberte mit seiner bescheidenen und sympathischen Art die Herzen der Fans.

Breel Embolo

Dass er überhaupt an der EM teilnehmen konnte, verdankt er seinem unbändigen Willen. Verletzungsbedingt hatte Embolo die Saison fast komplett verpasst und war angeschlagen ins Nationalmannschaftslager gereist. Dort arbeitete er laut Assistenztrainer Giorgio Contini täglich hart an sich. Belohnte sich gleich im ersten Spiel mit dem Treffer zum 3:1 und gehörte ab dem dritten Gruppenspiel zur Startformation. Mit seinem zweiten Treffer liess er die Schweiz kurz vom Halbfinal träumen.

Remo Freuler

Eine feste Grösse im starken Zentrum. Freuler zeigte viel Laufbereitschaft und war für die Gegner immer ein unangenehmer Gegenspieler. Wuchs vor allem im Achtelfinal gegen Italien über sich hinaus, als er nach längerem Anrennen der Schweizer das erlösende Tor erzielte.

Dan Ndoye

Die Entdeckung des Jahres. Mit seiner Schnelligkeit, seinen Dribblings und seinem Durchsetzungsvermögen war Ndoye ein wichtiger Aktivposten im Schweizer Offensivspiel. Nach drei Einsätzen als Angreifer bewies er ab dem Achtelfinal seine Qualitäten auch eine Position weiter hinten. Um ein ganz Grosser zu werden, fehlt dem 23-Jährigen noch die Präzision beim letzten Pass.

Fabian Rieder

Er war als Wackelkandidat ins Camp des Nationalteams gestossen und hatte sich im Laufe des Turniers einen Platz in der Startelf erobert. Nachdem er einen Leihvertrag bei Stuttgart unterschrieben hatte, spielte Rieder befreit auf und drängte sich für weitere Einsätze auf. Überzeugte mit seiner Bissigkeit im Pressing.

Xherdan Shaqiri

Wenn er gebraucht wurde, war er da. Nur gegen Schottland stand Shaqiri in der Startelf und glänzte gleich mit einem Traumtor. Damit hat der 32-Jährige seit der WM 2014 an allen Welt- und Europameisterschaften mindestens einen Treffer erzielt. Im Viertelfinal wurde der "Zauberfuss" eingewechselt, hätte beinahe einen Eckball direkt verwandelt und erwies sich als sicherer Penaltyschütze. Wegen mangelnder Fitness sass er aber auch in drei Spielen über die volle Distanz auf der Bank. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle er in Zukunft in der Nationalmannschaft spielen wird.

Ruben Vargas

Kämpfte in der Gruppenphase lange unglücklich. Im Achtelfinal gegen Italien belohnte sich Vargas mit einem Assist und einem sehr schönen Tor und wurde zum Mann des Spiels gewählt. Eine Verletzung hinderte ihn daran, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Granit Xhaka

Der Captain machte da weiter, wo er nach seiner starken Saison mit Leverkusen aufgehört hatte. Xhaka war immer anspielbar, fast alles lief über ihn. Für die Nationalmannschaft zerriss er sich wortwörtlich, selbst ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich konnte ihn nicht stoppen. Nach dem Ausscheiden gegen England vergoss der Rekordnationalspieler (130 Länderspiele) bittere Tränen, um gleich darauf wieder aufzustehen und die nächsten Ziele anzukündigen. Sein wohl bestes Turnier im Nationalteam.

Steven Zuber

Nach längerer Abwesenheit überzeugte er in den Testspielen vor dem Turnier. Hätte sich Zuber dabei nicht verletzt, wäre er wohl in der Startformation gestanden. So musste er sich mit zwei Teileinsätzen gegen Italien und England begnügen.

Weniger als 45 Minuten eingesetzt wurden Leonidas Stergiou, Vincent Sierro, Renato Steffen und Denis Zakaria. Nicht zum Einsatz kamen Gregor Kobel, Yvon Mvogo, Nico Elvedi, Cédric Zesiger, Ardon Jashari und Noah Okafor.

SDA
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