"Ein Paradies für Pilze und Bakterienkrankheiten"
Nach einem nassen Monat Mai kämpfen Freiburger Bauern gegen Pflanzenkrankheiten – und rechnen mit einem Ernteverlust.
In den meisten Regionen der Schweiz war der Mai deutlich zu nass, auch im Kanton Freiburg. Die Böden sind aufgrund des vielen Niederschlag im Mai und im Juni gesättigt. Teils fiel mehr als das Doppelte an Niederschlag wie im langjährigen Durchschnitt im Monat Mai.
Diese Niederschlagsmenge wirkt sich aktuell negativ auf den Gemüseanbau aus, besonders im Freiburger Seeland, erklärt Jonathan Heyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve: "Viel Nässe bewirkt im Allgemeinen bei den Kulturen, dass es ein schwaches Wurzelwachstum gibt und sich Pilz-Krankheiten ausbreiten können."
Jonathan Heyer ergänzt, dass der Befall der Kartoffeln durch den falschen Mehltau bereits grosse Auswirkungen hat. "Die Kartoffeln sind im Moment besonders stark betroffen", so der wissenschaftliche Mitarbeiter von Grangeneuve.
Ein nationales Problem
Es handelt sich bei dieser Krankheit nicht um ein ausschliesslich regionales Phänomen. Laut Jonathan Heyer ist die Situation über die Grenzen Freiburgs hinaus kritisch. "Aktuell haben wir in der ganzen Schweiz sehr viele Befälle. Ebenso in den Nachbarländern. Es ist also ein nationales, wenn nicht sogar internationales Problem."
Die Massnahmen aus Grangeneuve
Das landwirtschaftliche Institut unternimmt verschiedene Massnahmen, um die Landwirte zu unterstützen und zu informieren. "Wir informieren als Pflanzenschutzfachstelle regelmässig zur Situation. Als die ersten Befälle im April gemeldet wurden, haben wir schon Mitteilungen an die Landwirte verschickt", erklärt Jonathan Heyer. Die Probleme, die die Freiburger Landwirte derzeit erleben, seien laut Heyer nicht neu. Der Klimawandel und seine Auswirkungen, insbesondere in Form von wärmeren Wintern und längerem Herbst, stellen die Landwirte vor neue Herausforderungen.
Sorgenfalten im Seeland und im Seebezirk
Das regnerische Wetter im Mai und Anfang Juni sorgten bei Landwirtinnen und Landwirten im Freiburger Seeland für Sorgenfalten. So auch bei Thomas Wyssa, Gemüsebauer in Galmiz: "Besonders auf Bioböden werden wir sehr grosse Ausfälle bei der Ernte haben. Auch konventionell gehen wir davon aus, dass wir Einbussen bei der Ernte haben werden." Für Thomas Wyssa gibt es aktuell noch ein weiteres Problem:
Wir haben zu wenig Wirkstoffe, um die Krankheiten zu bekämpfen.
Gibt es in diesem Fall einen Ernteausfall, so erhalten die Landwirte keine finanzielle Unterstützung vom Bund. "Wir sind auf dem freien Markt, das Unternehmerrisiko zählt hier", erklärt Thomas Wyssa.
Die anhaltende Feuchtigkeit und die Ausbreitung von Pilzerkrankungen war auch eine Herausforderung für den Sensler Landwirt aus Wünnewil, Tobias Schneuwly: "Wir haben vor allem bei den Häppere zu kämpfen, mit Kraut- und Knollenfäule". Trotzdem bleibt Tobias Schneuwly optimistisch. Es wird zwar eine Qualitätseinbusse geben, doch seine Kartoffelfelder sehen nicht allzu schlecht aus.
Die landwirtschaftlichen Betriebe im Kanton Freiburg rechnen allgemein mit einem Ernteausfall in diesem Jahr. Noch ist es jedoch zu früh, diesen zu beziffern.