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Floorball Freiburg hofft weiter

Nach den letzten starken Saisons sind die Erwartungen an Floorball Freiburg hoch. Doch wie realistisch ist der Traum der NLA tatsächlich?

Floorball Freiburg zeigt sich ambitioniert. © RadioFr.

Nach den letzten starken Saisons sind die Erwartungen an Floorball Freiburg hoch. Manch einer träumt von der NLA. Aber ist der Verein fit für die höchste Unihockey-Liga? Zweifel sind erlaubt, auch angesichts des aktuellen Lochs in der Klubkasse.

Vor zwei Jahren war Floorball Freiburg in der NLB bis in den Playoff-Halbfinal vorgestürmt, letzte Saison schaffte es das Team sogar mit einem Bein in die höchste Schweizer Unihockeyliga. Erst das NLA-Team Chur hinderte die Freiburger in den Entscheidungsspielen am Aufstieg. «Die letzte Saison war super, aber ob es so weitergeht, muss sich zeigen», sagt Headcoach Stefan Hayoz mit Blick auf die neue Saison, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen Kloten-Dietlikon Jets (17 Uhr, Heilig-Kreuz-Halle) losgeht. «Auch wenn es abgedroschen klingt: Alles fängt wieder bei null an.»

Die Zähler werden wieder auf null gestellt, aber in puncto Wahrnehmung hat sich das Bild von FB Freiburg bei der Konkurrenz verändert. Zwei Jahre in Folge an der vordersten Tabellenspitze mitzumischen, zeugt von Stärke und ist kein Zufallsprodukt. «Wir können stolz sein auf das, was wir in den letzten drei Jahren geschaffen haben. In unserer neuen Rolle als Mitfavorit müssen wir uns aber noch beweisen», sagt Hayoz.

Sportlich top, aber …

In Freiburg will man die angefangene Arbeit weiterführen. «Wir sind auch dieses Jahr ambitioniert und wollen vorne mitspielen», sagt der Headcoach. «Wie weit vorne?» ist die Frage, die sich angesichts der letzten Erfolge stellt. Hat man in Freiburg Hunger auf mehr und will auch mal das zweite Bein in die NLA bringen? «Unsere sportliche Entwicklung geht in die richtige Richtung und auch die Resultate sind da. Aber der Verein selbst kann nicht mithalten», dämpft Stefan Hayoz zu hohe Erwartungen. Administrativ gebe es so viele Herausforderungen, da würde man in vielen Bereichen noch hinterherhinken. «Obwohl alle vollen Einsatz geben, befindet sich zum Beispiel unsere Homepage immer noch im Umbau, und die Saisonabonnemente konnten wir noch nicht ausliefern.»Unsere sportliche Entwicklung geht in die richtige Richtung, aber der Verein selbst kann nicht mithalten

Unsere sportliche Entwicklung geht in die richtige Richtung, aber der Verein selbst kann nicht mithalten.

In der NLA würde der Aufwand für Freiburg noch grösser werden. In der Beletage des Schweizer Unihockeys müssen die Vereine in jedem Match einen Livestream produzieren. «Und bald dürfte der spezielle Hallenboden obligatorisch werden, den wir dann jedes Mal verlegen und abbauen müssten. Für solche Sachen fehlen uns die personellen Ressourcen», befürchtet der Trainer.

Ein Loch in der Kasse

Die NLA ist eine vollkommen andere Unihockeywelt als die NLB. Grösser und teurer, wie Sportchef Patrick Jungo anmerkt. «Wenn wir sportlich den Aufstieg schaffen sollten, dann müssen wir über die Bücher und schauen, ob wir uns das leisten können», sagt er. «Für die NLA würden wir rund 100’000 Franken mehr benötigen.» Für einen Club, der schon jetzt mit einem Vereinsbudget von einer halben Million Franken operiert, ein grosser zusätzlicher Batzen Geld. «Wir sind schon jetzt dabei, neues Geld aufzutreiben», sagt Jungo.

Für die NLA würden wir rund 100’000 Franken mehr benötigen.

Mit der ausgedehnten Sponsorensuche sucht Floorball Freiburg aber nicht nur Geld für einen allfälligen Aufstieg, sondern auch um das aktuelle Loch in der Kasse zu stopfen. In den letzten beiden Saisons hat der Verein ein Minus von mehreren zehntausend Franken eingefahren. «Alles wird teurer, Hallenmiete inklusive. Unser Verein ist inzwischen so gross und hat so viele Mitglieder, dass wir Personal anstellen mussten, das für uns arbeitet», erklärt Jungo. So habe man eine Geschäftsstelle mit einem 20-Prozent-Pensum aufgebaut, den Staff erweitert, und man müsse für die Ausländer tiefer in die Tasche greifen, um konkurrenzfähig zu bleiben. «Wir haben treue Sponsoren, immer eine schöne Zuschauerzahl, und unser Trainer ist der am schlechtesten bezahlte der ganzen Liga. Aber leider ist die Unterstützung durch Loterie Romande und durch die Stadt relativ bescheiden, sodass wir den Gürtel enger schnallen müssen, um nicht wieder ins Minus zu kommen.» Budgetiert sei für dieses Jahr ein Nuller, sagt der Sportchef.

Ein heikler Spagat

Um die Ausgaben zu reduzieren und in den kommenden Jahren wieder etwas Geld auf die Seite legen zu können, will Floorball Freiburg unter anderem bei den Ausländern sparen. «Wir sind am Überlegen, künftig wieder mit weniger ausländischen Verstärkungen anzutreten», verrät Patrick Jungo. Doch die sportlichen Erwartungen, die von aussen an den Verein herangetragen werden, machen es schwierig, den Rotstift unbedarft anzusetzen. «Wenn wir unsere talentierten jungen Spieler behalten wollen, müssen wir erfolgreich sein, sonst sind sie weg. Auch die Sponsoren wollen uns in den Playoffs sehen», erklärt der Sportchef. Einsparungen machen und dennoch erfolgreich sein, das ist ein heikler Spagat.

Ob es unter diesen Voraussetzungen Sinn macht, die NLA anzuvisieren? Zumal es neben den finanziellen und strukturellen Bedenken auch sportliche gibt. «In der Serie gegen das NLA-Team Chur hat man schon gesehen, dass uns spielerisch noch etwas fehlt», bemerkt Trainer Stefan Hayoz. Chur sei mit einem 5er-Staff, in dem jeder seine ganz klar definierte Aufgabe hatte, an die Matches gekommen. «Wir waren bloss zu zweit. Chur konnte technisch und taktisch immer sofort reagieren, während wir für unsere Analysen und Anpassungen mehr Zeit gebraucht haben», ortet der Freiburger Headcoach weitere Defizite.

Konstanz im Kader

Gleichzeitig weiss er aber auch, dass er wiederum ein starkes Team beisammen hat, mit dem erneute Höhenflüge möglich sind. «Wir sind in etwa gleich gut wie letzte Saison», sagt Hayoz. «Wir sind noch besser als letzte Saison», tönt es vonseiten des Sportchefs. Mit Yanis Ryser hat Freiburg zwar einen skorestarken Stürmer (45 Punkte in 31 Partien) verloren, und auch Silvio Halter war immer für den einen oder anderen Geniestreich gut, ansonsten sind die wichtigen Pfeiler der Mannschaft beisammengeblieben. Allerdings fällt mit David Wolfer bis Weihnachten ein gestandener Verteidiger aus, und auch Dario Hediger wird verletzungsbedingt noch einige Zeit fehlen.

Junge Wilde

Neu zu Freiburg gestossen sind mit Antoine Ciurea (Köniz), Laurin Münger (Köniz) und Samuli Pilloud (Thun) drei letztjährige U21-Spieler, die bei ihren Teams den Sprung in die NLA nicht geschafft haben. Dass dies nicht mit fehlender Klasse gleichzusetzen ist, hat vor drei Jahren Nelio Rottaris bewiesen. Der Düdinger hatte es bei Köniz auch nicht ins NLA-Kader geschafft, wechselte zu FB Freiburg, wo er dermassen begeisterte, dass ihn Köniz nun fix in sein Fanionteam integriert hat. Mit Guillaume Mettler ist ein vierter U21-Spieler dazugestossen. «Ich verspreche mir viel von den Jungen», sagt Stefan Hayoz. «Ich mag es, wenn junge Spieler ehrgeizig sind und etwas erreichen wollen.» In diese Kategorie fällt auch Lucas Zimmermann, der junge und talentierte Goalie, der bisher in Lausanne in der 2. Liga gespielt hat und sich nun in einer höheren Liga durchsetzen will.

Ein unerwartetes Geschenk

Kurz vor Saisonstart hat Floorball Freiburg noch ein Geschenk aus Tschechien erhalten. «Petr Skoda studiert in Freiburg und hat gefragt, ob er bei uns Unihockey spielen könne», erklärt Sportchef Jungo. In Tschechien hatte der 25-Jährige mit den Panters Prag in der 1. Liga gespielt und in 30 Partien 28 Skorerpunkte gesammelt. «Petr hat etwas drauf, ist physisch stark und hat einen guten Schuss», sagt Jungo. «Und das Beste: Er kostet uns nichts», fügt er mit einem vielsagenden Schmunzeln an. Damit gehen mit den beiden Tschechen Skoda und Viktor Kopecky sowie den Finnen Joonas Föhr und Eino Pesu wieder vier Ausländer für Freiburg auf Torjagd.

Und das Beste: Er kostet uns nichts.

Los geht es für den letztjährigen Qualifikationssieger am Samstag mit dem Heimspiel gegen die Kloten-Dietlikon Jets. «Die Zürcher zählen für mich zu den Top 3», sagt Stefan Hayoz. «Thun dürfte noch stärker sein als letzte Saison, und Aufsteiger Pfannenstiel Egg könnte zur grossen Überraschung werden. Sie haben sich mit vielen ehemaligen NLA-Spielern verstärkt.» Zum Saisonauftakt wünscht sich der Freiburger Headcoach einen Sieg. «Es geht alles ein bisschen einfacher, wenn man ein paar Punkte im Koffer hat. Aber wenn es keine drei Punkte gibt, ist das auch kein Weltuntergang.»

Floorball Freiburg Kader Saison 2024/25
Torhüter: Maxime Perroulaz (Jahrgang 02), Lucas Zimmermann (04/neu, Epalinges).
Verteidiger: Loic Barbey (96), Alessio Fasel (03), Lars Fasel (00), Mathias Dietrich (00), Dario Hediger (01), Loris Lommano (99), Maxime Massard (02), Laurin Münger (03/neu, Köniz U21), David Wolfer (00).
Stürmer: Lucca Bacciarini (04), Jan Bernhard (04), Antoine Ciurea (03/neu, Köniz U21), Basile Diem (92), Joonas Föhr (FIN/94), Viktor Kopecky (TCH/95), Terry Lüthi (02), Guillaume Mettler (03/neu U21), Eino Pesu (FIN/94), Samuli Pilloud (03/neu, Thun U21), Luca Ritz (00), Loris Roulin (98), Miro Schreier (01), Petr Skoda (TCH/neu, Panters Prag), Jonathan Stirnimann (92), Benjamin Zurich (00).
Trainer: Stefan Hayoz. Assistenztrainer: Patrice Stampfli.
Abgänge: Jessy Ducommun (Epalinges), Silvio Halter (Limmattal), Fabio Poffet (Köniz U21), Yanis Ryser (Grünenmatt), Raphael Schneuwly (Rücktritt).

Freiburger Nachrichten - Redaktion / Michel Spicher
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