Freiburger Kulturgelder - eine ungewisse Zukunft
Die Agglo stellt jährlich rund zwei Millionen Franken an Kulturgelder. Doch wie geht es für Kulturveranstalter wie Bad Bonn, Fri-son und Podium-Düdingen nach 2025 weiter?
Es ist ein klingender Abgang, der Grüne-Nationalrat Gerhard Andrey tritt von seinem Präsidium des Freiburger Kulturvereins "Assocation K" ab. Er wechselt zur Freiburger Kulturplattform "In Situ". Zu weit weg sei er von den betroffenen Institutionen, mit welchen in naher Zukunft eine finanzielle Lösung für die Kulturgelder gefunden werden muss.
Die Grüne Grossrätin Liliane Galley wird am Dienstagabend an der Generalversammlung zur neuen Präsidentin von "Association K" gewählt. Nicht nur ist die Kultur für sie eine "Herzensangelegenheit", auch kennt sie die Agglo und den Saanebezirk bestens und hat im Grossen Rat die nötigen Kontakte zu den jeweiligen Syndics verschiedenster Gemeinden. Genau diese sind für die Freiburger Kultur nun entscheidende Player.
Agglo weg, Geld weg?
Die Agglo Freiburg, wie sie heute besteht, wird es ab 2025 in der jetzigen Form nicht mehr geben. Rund zwei Millionen Franken gehen jährlich an Kulturgelder vom Pott der Agglo an die verschiedenen Kulturveranstaltenden. Für den Tonverein Bad Bonn in Düdingen beispielsweise, sind es 125'000 Franken pro Jahr, so Patrick Boschung auf Anfrage von RadioFr. Auch Vereine wie Kultur im Podium oder Fri-son profitieren von den Subventionen der Agglo.
Der Finanzanteil der Agglo repräsentiert rund die Hälfte aller Kulturgelder für Veranstaltende im Kanton. Das macht nicht nur Patrick Boschung vom Bad Bonn Bauchschmerzen:
Die grosse Sorge ist, dass es eigentlich noch keinen Nachfolger für die Agglo gibt. Wir stehen im leeren Raum.
Um ein komplettes Ausbleiben der Kulturgelder zu verhindern, wurden die Subventionsverträge noch um ein Jahr bis 2026 verlängert. Doch was dann kommt, weiss momentan noch niemand.
Ungewisse Zukunft
Auch im Veranstaltungslokal Fri-son weiss niemand, was die Zukunft bringen wird. Bereits heute ist die finanzielle Situation des Fri-son angespannt.
Ohne die Subventionen der Agglo könne man unmöglich weiter funktionieren, sagt die Vorstandspräsidentin Laura Gavillet.
Die Frage ist, ob die Politik die kulturelle Diversität in Freiburg weiter fördern will oder nicht.
Laura Gavillet hat aber das Gefühl, dass die Sorgen der kulturellen Institutionen bei den Politikerinnen und Politiker Gehör finden und diese die Situation ernst nehmen. Das Geld wird nicht auf wundersame Weise auftauchen, es braucht entsprechende Entscheidungen der verantwortlichen Akteure.
Das Oberamt Saane sucht nach Lösungen
Diesbezüglich wird die neue Präsidentin der "Association K", Liliane Galley, gefordert sein. Sie und auch die Oberamtsfrau des Saanebezirks, Lise-Marie Graden, haben mit dem neu geplanten Gemeindeverbund ein Ziel:
Wir wollen keinen einzigen Franken verlieren.
Die gleiche Geldmenge soll also auch nach der Agglo im neuen Verbund an die Freiburger Kultur fliessen. Doch dafür müssen die Gemeinden mitspielen. Hier dürfte es für das Bad Bonn und das Podium in Düdingen einen kleinen Vorteil geben: "Düdingen spricht ja viel Geld an die Agglo. Wir glauben, dass Düdingen das Geld hat. Politisch ist es aber eine andere Sache", sagt Patrick Boschung vom Bad Bonn. Ob die Gemeinde Düdingen im neuen Gemeindeverbund, der die Agglo ersetzen soll, dabei sein wird oder nicht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Laut Syndic Urs Hauswirth könnte es auch eine Möglichkeit sein, die kulturellen Institutionen in der Gemeinde direkt zu unterstützen, zuerst wolle man aber versuchen, im Rahmen des neuen Agglomerationsprogramms eine gemeinsame Lösung zu finden.
Prekärer dürfte es für die Stadt Freiburg werden, die finanziell nicht für all ihre Kulturinstitutionen aufkommen kann und auf den weiterhin existierenden Goodwill der umliegenden Gemeinden zählen muss. Lobbyarbeit ist gefordert von Liliane Galley und Lise-Marie Graden. Patrick Boschung vom Bad Bonn in Düdingen fügt an:
Die Politik ist in der Verantwortung. Man kann nicht einfach allen Veranstaltern das Geld streichen.
Laut dem Oberamtmann vom Sensebezirk Manfred Raemy wäre es auch denkbar, die Kulturschaffenden in der Region über den Gemeindeverband Sense vermehrt zu unterstützen. Dazu müssten sich die Gemeinden über eine Finanzierung einig werden und ausserdem den Kulturbegriff für sich definieren. Welche Vereine will man unterstützen? Werden nur einmalige Beträge für bestimmte Projekte gesprochen?
Ganz alles Geld wäre mit dem Wegfall der Agglogelder nicht gestrichen, es würden immer noch die Gelder der Loterie Romande bleiben. Und doch würde die Hälfte aller Kulturgelder im Kanton plötzlich fehlen.
Auch bei den Loterie-Geldern tobt der Finanzkampf
Die Loterie Romande hat kürzlich die Ausschüttung ihrer Gewinne aus dem vergangenen Jahr angekündigt. Vom Gesamtpott fliessen 85 Prozent an Freiburger Kultur und soziale Institutionen. 2023 wurden knapp 20 Millionen Franken an kulturelle und soziale Vereine ausgeschüttet. Davon gingen 110'000 Franken an den Tonverein Bad Bonn, 28'000 Franken an Kultur im Podium und 435'000 Franken ans Fri-son.
15 Prozent des Loro-Fonds gehen an den Freiburger Sport. Zu wenig, wie der Freiburger Sportdirektor Romain Collaud kürzlich verlauten liess. Nicht unmöglich, dass die Kulturakteure in naher Zukunft auch diese Gelder verteidigen müssen.
Noch ein Player mehr
Es gibt noch einen weiteren Geldgeber für Kulturschaffende im Kanton Freiburg. Es ist die Institution Coriolis Infrastructures, die vor allem für die beiden Theatersäle in der Stadt Freiburg Equilibre und Nuithonie Geld zur Verfügung stellen. Auch andere Institutionen wie das Fri-Son, Nouveau Monde, Ancienne Gare, La Tour Vagabonde oder das Belluard Bollwerk International werden von Coriolis Infrastructures unterstützt. Das Geld von Coriolis stammt aus dem Spielcasino Freiburg.
Dass dabei auch gewisse Gelder in die Programmation und nicht nur strikt in die Infrastrukturen fliessen, verärgert viele kulturelle Akteure im Kanton Freiburg. Doch auf diese Diskussion will sich die neue Präsidentin des Freiburger Kulturvereins "Association K" Liliane Galley nicht einlassen: "Wir wollen nicht die verschiedenen Akteure gegeneinander ausspielen." Bereits in der nächsten Grossratssession wird diesbezüglich eine Motion diskutiert. Ein schwieriger Balanceakt wartet auf die Freiburger Kultur.