Was man jetzt tun kann, um Tieren durch den Winter zu helfen

Bald wird es kalt, aber wir können unseren gefiederten und pelzigen Freunden helfen. Michelle Schneuwly vom Amt für Wald und Natur erklärt.

Wie du Tieren im Garten und in der Stadt beim Überwintern helfen kannst. © Pexels

Frapp: Warum ist es wichtig, Tieren im Garten während des Winters zu helfen?

Michelle Schneuwly, Wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Amt für Wald und Natur: Der Lebensraum für viele Tierarten ist stark eingeschränkt worden, sei dies durch neue Überbauungen und Verkehrswege oder auch durch die Intensivierung der Landwirtschaft.

Indem wir unsere Gärten 'tierfreundlich' gestalten, können wir einen kleinen Teil des Lebensraums den Tieren und allgemein der Biodiversität wieder zurückgeben.

Welche Arten von Tieren sind besonders auf unsere Unterstützung angewiesen?

Dies sind besonders Arten, die im Siedlungsraum anzutreffen sind: Das typische Beispiel ist der Igel. Aber auch manche Vogelarten, viele Insekten wie Wildbienen und andere Kleintiere profitieren von dieser Unterstützung.

Welche grundlegenden Massnahmen können Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ergreifen, um Tieren im Winter zu helfen?

Wichtig ist es, den Garten mit einheimischen Baum- und Straucharten zu bepflanzen. Diese Arten bieten das Nahrungsangebot, das die einheimischen Tierarten auch brauchen. Invasive exotische Pflanzen sind absolut zu vermeiden, da sie die einheimischen Arten verdrängen und keinen Nutzen für die Biodiversität aufweisen.

Man braucht nicht 'den perfekten Garten', um etwas zu erreichen. Bereits einzelne kleine Aktionen bieten den Tieren eine Hilfestellung.

Diverse Massnahmen, um Tieren im Winter zu helfen:

  • Asthaufen anlegen, zum Beispiel mit dem Schnittgut vom Heckenschnitt
  • Blätterhaufen anlegen oder auch die Blätter liegen lassen, Blätterhaufen dann im Frühling räumen
  • Auf dem Boden verrottende Blätter und Äste helfen bei der Humus- und Nährstoffbildung im Boden
  • Abgeblühte Stauden und Blumen erst im Frühling räumen (d.h. einen Teil der Wiesen ungemäht lassen), Insekten (z.B. Wildbienen) können in den hohlen Stängeln und Blattachsen Eier ablegen und überwintern, sie sind zudem auch eine Nahrungsquelle für andere Tierarten
  • Wildbienenhotels aufstellen (Achtung, das Hotel alleine nützt noch nichts, in der Umgebung muss es auch Nahrung, z.B. eine Blumenwiese geben.)
  • Keine Laubstaubsauger verwenden, diese saugen die Insekten und Spinnen mit ein und zerstören Pflanzensamen
  • Keine Pestizide verwenden.

    Im Winter sollte der Garten dann in Ruhe gelassen werden.

    Es sollten dann im Winter keine Ast- oder Blatthaufen umgeschichtet oder ergänzt werden. Dies sollte vorher geschehen, damit die Tiere in der Winterruhe nicht gestresst werden.

    Welche Rolle spielen Laubhaufen im Garten bei der Unterstützung von Tieren im Winter?

    Laubhaufen dienen zum Beispiel Igeln, aber auch diversen Kleintieren als Überwinterungsort.

    Wann ist der beste Zeitpunkt, um Gartenarbeiten wie das Schneiden von Bäumen und Sträuchern durchzuführen, um Wildtiere nicht zu stören?

    Der beste Schnittzeitpunkt ist im Herbst, wenn die Brutzeit der Vögel vorbei ist. Die Äste können direkt verwendet werden, um Asthaufen anzulegen. Verschonen von einigen Früchten tragenden Sträuchern, da diese Früchte im Winter Nahrung sind für viele Vögel.

    Welche Pflanzenarten sind besonders nützlich für Vögel, Insekten und Kleinsäuger im Winter?

    Einheimische Baum- und Straucharten und Blumen sind für Vögel, Insekten und Kleinsäuger nützlich. Jedes Tier hat andere Ansprüche, daher ist es wichtig, verschiedene Arten von Bäumen, Sträuchern und Blumen zu pflanzen.

    Es gibt nicht einen 'Wunderstrauch', der für alle Arten passt. Wichtig ist die Diversifizierung.

    Sträucher wie Gewöhnlicher Schneeball, Hundsrose, Vogelbeere (= Eberesche) und Schwarzdorn, die auch im Winter Beeren tragen, werden von Vögeln besonders geschätzt.

    Wie können Hausbesitzer Nistkästen und Futterstellen effektiv nutzen, um Tiere anzulocken und zu unterstützen?

    Nistkästen müssen auf die jeweilige Art abgestimmt sein. Jede Vogelart hat andere Ansprüche (z.B. wie gross das Einflugsloch sein soll, wie hoch über dem Boden, etc.). Daher gibt es keine allgemeingültige Regel.

    Wichtig ist, dass die Nistkästen an einem geschützten Ort angebracht werden, wo es keine Störungen gibt, und wo beispielsweise Katzen nicht herankommen.

    Futterstellen sind nicht unbedingt nötig. Wenn man sie sauber hält, sind sie aber auch nicht schädlich. Sie fördern vor allem die häufigen Arten, den seltenen Arten helfen sie jedoch wenig. Sie sind vor allem interessant für uns Menschen, damit wir die Vögel beobachten können.  

    An sehr kalten Tagen profitieren Vögel gerne von einer Tränke. Eine flache Schale mit Wasser genügt.

    Diese muss aber regelmässig ersetzt werden, wenn es gefriert.

    Welche Möglichkeiten haben Menschen in Mehrfamilienhäusern, um Wildtieren im Winter zu helfen?

    Auch auf dem Balkon kann man kleine Massnahmen ergreifen, um Wildtieren im Winter zu helfen: Futterpflanzen in Töpfen pflanzen. Verblühte Blumen und Stauden (z.B. Sonnenblumen) nicht schneiden, Wildbienenhotels aufhängen.

    Können Balkone oder gemeinschaftliche Grünflächen in Wohnblöcken für ökologische Zwecke genutzt werden?

    Balkone können mit geeigneten einheimischen Pflanzen bepflanzt werden. Das funktioniert auch in Töpfen, Kisten etc. Bei gemeinschaftlichen Grünflächen kann man sich beispielsweise überlegen, welche Grünflächen wozu verwendet werden. Der Fussballplatz soll beispielsweise seinen "englischen Rasen" behalten, hingegen gibt es vielleicht Flächen (dies können auch sehr kleine Flächen sein), die nicht intensiv genutzt werden. Hier könnte man beispielsweise eine Blumenwiese anlegen. Diese braucht auch deutlich weniger Unterhalt als ein Rasen. Sträucher, die man als Sichtschutz pflanzt, sollten einheimisch sein.

    Welche Empfehlungen haben Sie für Mieter in städtischen Gebieten, die keinen eigenen Garten haben?

    Wenn man einen Balkon hat, kann man diesen nutzen, um in Töpfen und Kisten einheimische Arten zu pflanzen.

    Wie können Hausbesitzer ihr Schnittgut umweltfreundlich entsorgen, ohne wildlebenden Tieren zu schaden?

    Schnittgut kann im eigenen Garten sehr gut zu Asthaufen aufgeschichtet werden.

    Diese Asthaufen bieten vielen Tieren einen Rückzugsort im Winter.

    Bitte keine Asthaufen 'wild' erstellen, also irgendwo im Wald oder in der Natur! Das ist zwar gut gemeint, jedoch nicht erlaubt. Das Land gehört jemandem, es braucht das Einverständnis dieser Person. Nicht verwendetes Schnittgut sollte in die Kompostierung gebracht werden.

    Gibt es Vorschriften oder Gesetze, die Hausbesitzer beachten müssen, wenn es um das Schneiden von Bäumen und Sträuchern geht, insbesondere in Naturschutzgebieten oder in der Nähe von Waldgebieten?

    Ausserhalb der Bauzone sind sämtliche Bäume und Hecken geschützt und dürfen nicht gefällt werden. Eine Hecke darf aber unterhalten und auch zurückgeschnitten werden.

    Der Schnitt sollte immer ausserhalb der Brutzeit von Vögeln, also zwischen September und dem Frühling, am besten aber im Herbst erfolgen.

    Welche Art von Genehmigungen oder Erlaubnissen sind eventuell erforderlich, um bestimmte Massnahmen zur Unterstützung von Tieren im Garten umzusetzen?

    Kleine Massnahmen wie Ast- und Laubhaufen, das Aufstellen den Wildbienenhotels oder ähnliches benötigen im eigenen Garten keine Genehmigung. Wenn es sich aber nicht um den eigenen Garten handelt, braucht es natürlich das Einverständnis des Besitzers.

    RadioFr. / Frapp - Nadina Schneuwly
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