Wegen zu geschlossen – Ladenschluss 2.0
Kurz vor dem zweiten Corona-Ladenschluss, der bis am 28. Februar 2021 angesetzt ist, sind wir in Murten nochmals "lädele" gegangen.
Unter den Lauben fallen Geschäfte mit nackten Kleiderpuppen oder sogar ganz mit Zeitungen verklebte Schaufenster auf. Während Schweizer Medien berichten, dass Leute vor dem nächsten Ladenschluss in Massen zum Einkaufen anstehen, ist es im Stedtli Murten beschaulich, aber ruhig. Ähnlich still wie die letzten Wochen davor, seit die Gastrobetriebe geschlossen sind. Immerhin sind seit Frühling viele Take-aways, Onlineshops, Kurierdienste, Postversand und Abholmöglichkeiten von den lokalen Läden entstanden. Eine gewisse Erfahrung ist also vorhanden. Frage bleibt, wie es sich anfühlt, seinen Laden erneut schliessen zu müssen. Frapp hat am Samstag kurz vor Ladenschluss im Stedtli Murten nachgefragt, wie sich drei lokale Ladenbesitzer:innen fühlen.
Denise Streit, Dessous & Bademode, Belle Femme
«Ich bin positiv, schaue nach vorne. Wir finden immer Lösungen, um die Kundschaft zu bedienen. Wichtig ist, für neue Ideen offen zu bleiben. Wenn wir kleinen Läden schon schliessen müssen, dann müssen wir uns besonders Mühe für unser Schaufenster geben. Wir werden das regelmässig umgestalten mit neuen schönen Waren. So bleiben wir in Erinnerung, bis wir wieder öffnen dürfen.» Derzeit blickt Denise Streit nicht klar durch, ob sie ihren Laden nächste Woche wirklich schliessen muss. Und wenn doch, dürfen die Kunden ihre Ware abholen oder sie liefert aus. Der Verkauf von Unterwäsche und Strümpfen ist für den Detailhandel erlaubt geblieben, die praktische Auslegung für den Fachhandel noch unklar.
Susanna Weiss, Mode & Goldschmiede Golddess, Murten
«Ich habe gemischte Gefühle doch bleibe frohen Mutes. Ich möchte meine Passion mit Menschen teilen. Ein Laden ist schliesslich ein Ort des Austausches und des Kontakts.» Die Goldschmiedin mit einer Boutique für Kleider und Schuhe, Accessoires und Schmuck wird im Atelier zu Hause oder im Laden hinter verschlossenen Türen weiterarbeiten. Die Begegnung wird ihr fehlen. Nun richtet Susanne einen Outfit-Service ein, freut sich auf jedes Telefon mit zuversichtlichem Blick in die Zukunft: «What comes around, goes around» zitiert sie und wünscht sich, dass sich Menschen bald wieder zusammen wohlfühlen dürfen und – «auf einen tollen Sommer voller Farben.»
Sandra Balsiger Altstadt Buchhandlung, Murten
«Es ist schon sonnenklar, dass wir lieber nicht schliessen möchten. Aber wir tragen dazu bei, die Pandemie einzudämmen. Das ist unser Beitrag und steht ausser Frage. Wir sind definitiv gelassener als im Frühling, weil wir wissen, dass wir es können. Wir dürfen dieses Mal sogar einen Take-away einrichten, damit die Leute an ihre Lektüre kommen», beschreibt Sandra Balsiger die Stimmungslage. Sie ist dankbar für die grosse Solidarität der Kunden, die sie schon während dem ersten Ladenschluss mitgetragen haben. Neben dem funktionierenden Onlineshop, dem Lieferdienst, der Füüfliber-Paketpost und der Take-away-Buchhandlung wird das Schaufenster laufend zum Bücher-Frühling umgestaltet: «Alles was neu erscheint, werden wir täglich ausstellen und vorstellen. Wir möchten weiterhin Hirnfutter liefern. Im Schaufenster und auf allen digitalen Kanälen.»