"Wir sind bereit für die nächsten zehn Jahre"
Wetterglück und ein gelungenes Programmkonzept bescherten dem Festival Les Georges eine erfolgreiche Jubiläumsausgabe mit über 21'000 Besuchenden.
In der Nacht auf Sonntag ist in der Stadt Freiburg die zehnte Ausgabe des Stadtfreiburger Festivals Les Georges zu Ende gegangen. Insgesamt tummelten sich zwischen dem 15. und dem 20. Juli über 21'000 Besucherinnen und Besucher auf dem Georges-Python-Platz. Eine klare Steigerung zur letztjährigen Ausgabe, die mit 15'000 Personen, teils wetterbedingt, weniger Publikum anlockte, als man erwartet hatte. Auch die Ausgabe 2019 vor der Pandemie war mit rund 18'000 Personen weniger gut besucht, wobei zu erwähnen ist, dass das Festivalgelände mit der Errichtung einer zweiten Bühne vor dem alten Postgebäude unterdessen ein wenig gewachsen. Trotzdem, so viele Tickets, wie für diese Jubiläumsausgabe, hat man noch nie verkauft. "Das ist natürlich ein perfektes Ergebnis. Es war auch das erste Mal, dass bereits im Vorfeld zwei Abende ausverkauft waren", freut sich Festivalleiter Xavier Meyer gegenüber RadioFr.
Die richtige Mischung
Wie seit der ersten Ausgabe des Les Georges im Jahr 2014 war die Festivalwoche in drei kostenpflichtige und drei kostenlose Abende unterteilt. Am Eröffnungsabend feierte das Festival vor allem mit den Auftritten von Zoë Më oder dem Duo Crème Solaire, die extra für das Les Georges eine Show mit hiesigen Musikschaffenden, wie Gustav, Laure Betris, Attila, Baby Volcano und Solange la Frange konzipierten, auch bewusst die Freiburger Musikszene und ihre Zweisprachigkeit. So mundete beispielsweise die Elektropunk-Version von Gustavs "Häppörischnitta" sowohl dem deutschsprachigen, als auch dem französischsprachigen Publikum.
Die zwei weiteren kostenlosen Abende am Donnerstag und Freitag lockten bei bestem Festivalwetter erneut viele Leute auf den Georges-Python-Platz. Am Donnerstag sorgten die vielen treibenden Rhythmen auf der Hauptbühne, wie etwa vom afro-futuristischen Kollektiv Maraboutage, für bougierende Entgrenzung und auf der Nebenbühne spielte sich vor allem Ciao Kennedy aus Belgien mit perfekt gespieltem Electro Jazz auf die Favoritenliste des Publikums. Am Freitag folgte dann ein Potpourri aus Elektronischem und Rockigem, was gewisse Musikaficionados vielleicht etwas weniger begeisterte, dafür aber für ordentlich Partystimmung auf dem Platz sorgte. Der kostenpflichtige Mittwoch fokussierte sich, wie bereits in den vergangenen Jahren, auf neuere Formen von Rap und Hip-Hop, was jeweils etwas weniger Leute ans Les Georges lockt, womit die beiden Programmverantwortlichen Lola Nada und Séléna Bühler aber bewusst auf die Bedürfnisse eines jüngeren Publikums eingehen wollen.
Den grössten Erfolg konnte das Festival aber am Dienstag mit Grössen wie Pomme und Flavien Berger sowie am Samstag mit Bertrand Belin und Archive verbuchen. Aber auch auf der Nebenbühne boten beispielsweise Odd Beholder oder Pyrit am Samstag intensive Konzerte, die sich in Hirn und Herz des Publikums brannten. Beide Abende waren bereits vor Festivalbeginn ausverkauft. Das gab es am Les Georges noch nie. "Dieser Erfolg ermöglicht es, uns auf die Zukunft zu konzentrieren und punkto Programm intelligente Entscheidungen zu treffen. Wir haben gesehen, was beim Publikum ankommt, das müssen wir ausbauen", so der Festivalleiter Xavier Meyer. Positiv fiel auch das Feedback zum diesjährigen Programm aus. Die befragten Personen lobten die Mischung aus Freiburger Acts, Entdeckungen und bekannten Namen à la Archive aus London. Letztere boten am Samstagabend ein fulminantes Festivalfinale mit Stücken zwischen Trip-Hop und Post-Rock ihrer fast dreissigjährigen Bandgeschichte.
Ein Programm für ein Festival à la Les Georges, als Mix aus Fest für die Stadtbevölkerung und stilübergreifendes Musikfest für Entdeckungsfreudige, zu erstellen, ist keine einfache Angelegenheit. Für die ehemaligen Programmverantwortlichen des Les Georges war das jeweils eine ziemliche Challenge. Bühler und Nada scheinen jedenfalls für die Jubiläumsausgabe den richtigen Riecher gehabt zu haben.
Motivierte Bénévoles und behördliche Vorgaben
Im Gegensatz zu vielen anderen regionalen und nationalen Veranstaltungen hatten die Verantwortlichen des Festivals Les Georges keine grossen Probleme, genügend freiwillige Hände zu finden. "Wir sind mittlerweile gut vernetzt und die Einsätze sind nicht zu lang", erklärt Meyer. Zu den rund 250 Freiwilligen gesellte sich unter anderem auch das Technik-Team, das vor allem am Samstag auf der Hauptbühne alle Hände voll zu tun hatte. Mit dem ganzen Material der drei Acts Malvina, Bertrand Belin und Archive war die Bühne vor und hinter dem Vorhang rappelvoll. "Das sind unzählige Mails, die in den Wochen vor dem Festival versendet werden, damit alles gut vorbereitet ist und die Abläufe während des Festivals reibungslos funktionieren", erläutert Christoph Noth, Stage Manager am Les Georges und als Soundtechniker seit Jahren international unterwegs.
Zusätzlich müssen bestimmte Vorgaben, wie etwa die Lautstärke der Shows eingehalten werden. Für gewisse Ohren im Publikum des Les Georges hätte man an einigen Konzerten den Pegel ruhig etwas erhöhen dürfen. "Für solche Festivals wie Les Georges gilt für die kostenlosen Abende ein Limit von 93 Dezibel und 96 Dezibel für kostenpflichtige Abende", erklärt Christoph Noth. "Die Schweiz ist punkto Lautstärke ziemlich restriktiv. In anderen Ländern liegt die Limite höher, was regelmässig zu Diskussionen mit internationalen Acts führt". Es ist oft nicht einfach, ein Equilibrium zwischen Lärmschutz und intensivem Konzerterlebnis zu finden. Für Noth ist der Einfluss der passenden Lautstärke auf die Wirkung des Konzerts evident. "Es macht zum Teil einen enormen Unterschied und falls es für einige Personen zu laut wird, liegen ja Ohrenstöpsel bereit".
Bereit für die nächsten zehn Jahre
"Wir denken bereits an die nächste Ausgabe. In welchen Bereichen müssen wir uns verbessern, welche Projekte müssen wir vielleicht anders angehen?", so der Festivalleiter Xavier Meyer. "Eine so erfolgreiche Ausgabe motiviert natürlich enorm". Auch der Präsident des Komitees, Simon Murith, bestätigt die gute Atmosphäre im Team, verweist aber auch auf gewisse Überlegungen, welche die Zukunft des Festival Les Georges betreffen. Stichwort Ort. "Es stellen sich viele Fragen in Bezug auf Mobilität, Umgebung, aber auch wie gross das Festival sein soll. Wachsen können am aktuellen Ort sicherlich nicht", so Murith. Sicher ist, dass die elfte Ausgabe des Les Georges vom 14. bis zum 19. Juli 2025 in Freiburg stattfinden wird.